Der Vorfilm war wiiiieeeder ein alter Bekannter, der mit schwarzweißen, durch Nahaufnahmen und Zeitlupe zugegeben intensiven, Bildern den Zuschauer erst durch die desinformierende Motivwahl auf eine falsche Fährte lockt, um dann etwas billig triumphierend die erwartete Opfer/Täterrolle umzukehren. Stiff, UK 2002

Babel (18.12.2006)

So dann darf also der neueren dem Gesetz der Kulturproduktion entsprechend größeren Version von Amores Perros Aufmerksamkeit gezollt werden. Hier ist dann alles einfach nur gigantischer, globaler und entsprechend teurer als der damals beeindruckende Erstling. Hier laufen die schon aus den vorherigen Werken des Autoren/Regieteams bekannten privaten aber auch universellen Themen auf die das Begriffspaar Verlust und Gewinn hinaus. Und scheint auch die buchhalterische Bedeutung dieser bei der Konzeption des Werkes ab eines gewissen Punktes eine Rolle zu spielen, so geht es hier eigentlich um die Negativfolgen des zu bewältigenden oder befürchteten Verlustes von Bezugspersonen. Der Verlust der Heimat ist hier nur eine Variante dessen. Natürlich wurden bei der Konstruktion des Drehbuchs wieder alle Register gezogen und "intelligent angelegt" erscheint eher eine Untertreibung, doch mag die Kritikanmaßung erlaubt sein, dass die Erzählstränge zum Teil eher willkürlich parallel erzählt werden, obwohl sie nicht zeitlich parallel ablaufen, aber so die Erzählung natürlich effektiv verdichten. Die Japanische Episode scheint auch eher dem eigentlichen Thema verbunden zu sein, als dass sie wirklich mit der zentralen Episode korrespondiert. Schließlich, aber eigentlich zuerst, verhindert die Besetzung der Hauptrollen mit den Superstars natürlich echtes Mitgefühl oder gar eine Identifikation, auch weil Herr Pitt recht sinnfrei hysterisch agiert, um die Zeitproblematik und damit die Spannung zu verstärken, doch Käte Weißchen bleibt immer die Schönheit mit der Kunstblutleitung am Hals und hat auch sonst wenig zu sagen. Und so ordnen sich die Darsteller dem komplexen Ganzen unter, das dann doch nie mehr ist als die Summe seiner zugegeben vielen Teile, deren Vielzahl und Komplexität die wiederholte Sichtung fast rechtfertigen.
Nächste Woche und auch am 1.1. keine preview - so also: feine feiatage.

lr

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