Der Vorfilm war thematisch ein weiterer Vorgriff auf den Langen, denn die zentrale Rolle wurde in beiden Filmen von mit nicht ausreichender Zugtiefe reflektierenden Frauen, deren leibliche Zeitfolgen nicht verschleiert werden, gefüllt. Hier wird der Repetitismus einer Wochenendaffäre bebildert, in deren Verlauf, sie zunächst freudig wiederkehrt, genießt, des Teilens (mit seiner Ehefrau) überdrüssig wird, und schließlich (wohl eher nicht endgültig) wegrennt. Ordentlich aufgelöst, inklusive spekulativer Hautdarreichungen und dank Maskenball-Sofortbilern (Impressionen) semi-surrealistisch und ebenso interessant. Wäre da nicht die Aversion über die unzureichende Überlegungsweite der Protagonistin. (Cologne, B 2004)

Sommer '04

Hier scheint das Haneke'sche Werk ganzheitlich integriert: Die Form behauptet mit stoischer Kamera protokollierten Dreipunktwendungen im Auto eine scheinbare Authentizität, die Thematisierung einer subtilen Bedrohung, die dann (hier nur filmisch) konkrete Folgen hat, das gutbürgerliche Ferienmillieu am Wasser, all diese Momente werden ergänzt durch eine unspektaktuläre, alltägliche und dem sich darauf einlassenden Zuschauer umso bedrohlicher wirkende Drei-, vier-, Fünfecksliebesgeschichte. Da nie so richtig klar ist, ob das gesagt wird was empfunden wird oder es eine nur eine Finte oder der Sprecher sich gerade selbst belügt, ist der Film eine weiterer Beleg für die These der Renate Stauf , die nach ihren populären Untersuchungen zur schriftlichen Kommunikation zwischen stark Sympathisierenden sagt: "(...)Im 20 Jahrhundert kommen immer mehr Zweifel auf, ob die Sprache das, was man im Brief mitteilen will, überhaupt vermitteln kann. Dazu kommt die Vorstellung, dass auch das Ich etwas Zweifelhaftes ist. Man weiß um die Fragilität des eigenen Erlebens und um die Fragwürdigkeit des Anderen.(...)" Und so wäre es womöglich ein interessanter Film geworden, hätte die Haupdarstellerin mal bemerkt, dass es keinen Sinn macht sich wie ein Teenie zu bewegen, wenn man eine erwachsene Frau spielen soll, und es auch nicht nottut, dass der Küstenwindchill auch noch in der letzten kleinen Szene sich anatomisch auswirkt. Womöglich erliegen ja die deutschen Regisseure gerade reihenweise dieser Actrice, aber hier nervt sie nur. Die übrigen unterstützen mit ihrem unstarishen Aussehen das obengenannten Bedrohungsmoment, das seine Kraft aus eben dieser Nachbar-Artigkeit schöpft. Denn wie die Lindenstraße (,als sie noch keine jahrzehntealte in sich abgeschlossene inzestöse Welt war, die heute ja genauso vom Rest der Welt abgekoppelt ist wie die Sorgen der Reichen und Schönen aus den texanischen Metropolen oder Connecticutschen Kleinstädten, als sie noch Leute zeigte, die denen vor den Fernsehern ähnlicher waren als diese vielleicht zugegeben hätten), ist es ja das vermeintlich vertraute, das mehr verstören kann als das theatralisch Inszenierte. Doch leider muss im Film dann doch wieder ganz gestorben werden wo ein "nach Hause geschickt" doch genügt hätte.

lr

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