Der Vorfilm war ein recht kryptisch konstruierter, dessen verflochtene Zeit- und Bewusstseinströme nicht unmittelbar eine Deutung aufdrängen. So bleibt offen, was 'real', was Erinnerung oder Vorhersehung war. Ob hier Zeitsprünge oder Außer-Körpererfahrungen gemacht werden. Ob eine Ehe zu Bruch geht oder gerettet. Ob Schmerz erduldet oder verdrängt werden soll. Doch so blieb alles ein wenig im etwas zu pastös dramatischen Soundtrack hängen. (Delusion, D 2002)

Populärmusik aus Vittula (09.01.2006)

Diese Landjugend am empfundenen Ende der Welt, wo es entweder verschneite Nacht oder mäßig warmer Sommer ist, lebt und krankt zwar ein wenig an der inhomogenen Vorlage, denn zunächst wird die Kindheit in all ihrer landlebischen Deutlichkeit und dadurch satirisch geschildert. Dann jedoch wirken einige fantastische Sequenzen fast unpassend, die das Erwachsen oder die Erkenntnis der eigenen Sexualität schildern. Hat ein Buch mit seiner prinzipiellen Diskontinuität (Seiten, Kapitel), da wohl weniger Probleme besondere Punkte des Erwachsens auf diese Weise zu betonen, so hätten Kapitelzäsuren im Film nur diese etwas fremdelnden Sequenzen nur noch mehr alienisiert. Und so wurde ein zwar nicht ganz perfekt rundes Bild einer Jungen(d)freundschaft mit all ihren Stationen, von den prebubertären fast ganz unerotischen Annäherungen der beiden Jungs zueinander und ihrer Einordnung in der zugegeben kleine Welt der nordschwedischen Walachei. Auch hier ist mal wieder die OmU vorzuziehen, weil besonders der Hausierer mit der deutschen Stimme seine Bedrohlichkeit deutlich einbüßt. Unterhaltsam, wenn die Sippen sich im Sauf- und Saunawettstreit messen; dramatisch, wenn der Ex-Proiester-Vater nicht rechtzeitig mit den Züchtigungen seiner Söhne abschließt; rührend, wenn die Jungs den Rock & Roll entdecken und traurig, wenn gewählt wird zwischen Musik oder Selbstdefloration. Und so bleibt aufgrund der doch sehr speziellen Konstellation zwar wenig Platz für die intensive Identifikation doch finden sich dann doch genug Parallelen, um die Freuden und Leiden nachzuvollziehen.



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