Der Vorfilm war d zugunsten von mehreren Trailern des Verleihs gespart, 'Dank' dafür.

Sommer vorm Balkon (26.12.2005)

Waren es in den Vorgängern noch eher unwirtlichere Jahreszeiten, so zeigt sich hier ein wolkenloser Himmel über dem zwar nicht ungetrübten Alltag, und somit ist der sonnige Ausgang darin schon mal vorweggenommen. Und auch insgesamt geht es zwar noch um Leute deren Kulturschaffen eher als marginal zu bezeichnen ist, doch wird hier alles, wenn das mal nicht eine Forderung der (staatlichen, denn dass es schwer werden wird aber WIR (also das Volk) packen das, darf nur die Kanzlerin sagen) Förderung war, wesentlich optimistischer geschildert. Und auch optisch wird mit den Reizen der Hauptdarstellerinnen nicht gegeizt, daher wirkt die Garderobe einer Altenpflegerin im Dienst und einer alleinerziehenden Mutter deutlich zu "sommerlich". Und so wirken diese eher wie Trabantenstadtschicksen auf Angeltour in Biergarten oder Großraumdisko. Doch die eigentlichen Themen, vorschnelle Lebensbegleitungssuche und Nichtbewältigung der Doppelbelastung durch Arbeitslosigkeit und zu erziehendem Kind, sind hier wohl unabhängig von der Garderobe zu betrachten. Denn aufklärerisches Drehbuch und Gefälligkeit erzeugende Kostümbildung erscheinen hier doch fast konträr. Und doch sind die darstellerischen Leistungen durchweg so überzeugend, man beachte besonders die ältesten Darsteller, bei denen man sich gerührt fragt wieviel vom Alter gespielt ist. Aber auch die jüngsten wirken nicht zu gedrillt und lassen den Zuschauer mitleiden. Das Trio dagegen ist auch ohne Helmholtzplatz-Lokalbonus, der durch die falsche Garderobe eigentlich verspielt wird, gänzlich überzeugend. Der selbstüberschätzende (und somit Selbstopfer) Mann, der froh ist ein (weiteres) Lager gefunden zu haben und sich fast naiv souverän darin bettet. Die Frau, die bei der Partnersuche zu Beginn, oder eigentlich viel zu lange, ganz vergisst, die gegenseitige Kompatibilität zu überprüfen. Und die Mutter, die versucht der erfolglosen Arbeitsuche und der nicht so einfachen Erziehung ihres frühpubertierenden Sohnes im Alkohol zu flüchten. Doch die Annahme von (nicht nur professioneller) Hilfe lässt so manche Klippe bewältigbar erscheinen und so macht hier nicht der Mai sondern der Herbst alles neu. Nicht nur optisch deutlich gefälligeres Werk des deutschen Chronisten.

lr

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