Der Vorfilm war ein erwartungsgemäß ungeübtes Erstsemesterwerk über einen lebensmüden Taxifahrer, dem aber dann über seine letzte "Fuhre", mit deren einer weiblichen Hälfte er aus den Fängen einer - von der anderen weiblichen Hälfte angeführten - okkulten Sekte entkommen kann, sein Lebensmut wieder erwacht.

Die weiße Massai (12.09.2005)

Die Verfilmung von quantitativ erfolgreichen Büchern folgt ja meist ohne Beachtung der Qualität der Vorlage, und so wurde auch hier dieser unreflektiert erinnerte Erlebnisbericht eines verlängerten Keniaurlaubes in eine Kinofassung gebracht. Taugte doch der Stoff als Buch schon vielen Lesern als Erlebnisersatz mit exotisch erotischer Färbung. Doch werden dort alle wichtigen Fragen weder beantwortet noch wirklich ausformuliert.
Sie bleibt immer die Dazugekommene, und so kann sie natürlich nichts gegen die Traditionen und Arrangements dieses Volkes tun. Sei es die - natürlich als Fehlentwicklung zu sehende - Beschneidung der Frauen, doch wird dabei immer vergessen, dass auch die Männer beschnitten werden und die Beschneidung eher als übertriebenes Opfer zu sehen ist, und nicht als Mittel der Männer zur Unterdrückung der Frauen. (Plz flame me, i hope to learn better) Was allerdings hier zu schnell abgetan wird, um der Abschaffungswürdigkeit dieser Tradition gerecht zu werden. Doch das Festhalten an Tausende von Verkehrstoten unter den Mitteleuropäern (und Chinesen!) ist es auch(was nur als Beispiel dienen soll, dass es überall unproduktive Praktiken gibt). Oder sei es das Arrangement mit dem Regierungsbeamten, der ein wenig seine Kompetenzen überschreitet, was nur durch die lokale Rechtsprechung angemessen geahntet werden kann. So ist auch ihr Laden ein unangemessener Einfluss auf die dort herrschende Gesellschaft, und sind Feuerzeuge wirklich ein hilfreiches Geschenk? Solche Güter bringen die Dorfgesellschaft nur in die Abhängigkeit von der globalen Industrie, die unwiederbringlich Ressourcen verschwendet, anstatt dass die Kunst des Feuermachens und -erhaltens erhalten wird. Doch der Film bleibt immer im engen Blickwinkel der erst ach so verliebten, bald so kranken, dann so schwangeren, dann so engagierten und schließlich doch so leidenden Protagonistin. Daher bleiben die dokumentarischen Einsichten zweifelhaft und die individuelle Liebesgeschichte aufgrund der doch immer mangelnden Kommunikation dürftig.
Und so ist der Film in seinem, mit dem Verfremdungseffekt durch Kulisse und Maske, höheren Abstraktionsgrad als das Buch, eine allgemein gültigere Liebesgeschichte. Mit all den üblichen Phasen: Von der ersten Begegn(eister)ung, über die abwartende Phase, ob man gewollt wird, zum ersten, natürlich, unbefriedigenden körperlichem Kontakt, zu ersten Missverständnissen, aber auch dem echten tiefen Vertrauen und der kindlichen (und auch körperlichen) Freude über den anderen. Bis dann, mit steigender Entfremdung von sich selbst, hier der Mann, nach dem Verlust seiner Selbst, er aus Verlustangst um die Frau und Tochter überreagiert, was sie dann endgültig zum Gehen veranlasst. Auch ihr Versuch, ihre Welt in den Busch zu holen - was der Film nur ansatzweise zeigt - ist zum Scheitern verurteilt. Und das, was sie holt, z.B. Bier, nicht gerade zum Familienfrieden beiträgt. Und so ist eigentlich von vornherein klar, dass eine so unterschiedliche Sozialisierung niemals durch die partnerschaftliche Horizontsynchronisation kompensiert werden kann. Aber das hatte sie wohl bei ihrer hormongeschwängerten Entscheidung, ihm zu folgen, nicht bedacht.

lr

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