Der Vorfilm war vielleicht sogar nur ein Hochzeitstagsgeschenk. Denn das Wiedersehen mit den Boulevardcomedystars Giller/Tiller bewirkte natürlich zunächst eine Erinnerung an die eigentlich ja recht platten Samstagabendfernsehunterhaltungssketche, hier werden die beiden jedoch fast zu glaubhaften Darstellern. Der nach vielen Jahrzehnten nun doch grübelnde Ehemann eröffnet zögerlich seine (Selbst-) Zweifel über das Zusammenleben. Doch die Frau kennt ihn (angeblich) besser als er sich selbst, und schon eine leichte Forcierung seiner Ausführungen und eine leicht überlange Toilettenabwesenheit ihrer reichen aus, um seine Zweifel zu zerstreuen(, oder seine Abhängigkeit zu offenbaren). Und so benennt er den Titel als Wunschdauer des Beieinanderseins (Immer, D 2000)

Bin-Jip (3-Iron) (08.08.2005)

Zunächst erinnert das Sujet sofort an den Film 1/2 Miete oder auch, bei der Opulenz der meisten hier besuchten Heime, an 'Die fetten Jahre...', doch wenn die zwei sich gefunden haben und ziellos und isoliert umherziehen, wird man eher an das ebenfalls sehr bildliche Meisterwerk 'Dolls' gemahnt. Und sind dort die einzelnen Einstellungen Gemälden gleich wohlproportioniert und ausgestattet, so scheinen hier die Bilder eher intuitiv wohlgestaltet zu sein. Ebenso die Geschichte: Ausgehend von einer Grundidee des "Abwesenheitsindikator voller Briefkasten", hier halt die koreanische Version der Türpromotion, wird ein sympathischer selbstgewählt(!?) isolierter Einbrecher gezeigt, der zum Dank die Wäsche und kleine Reparaturen macht, und seine Isolation mit seiner Art von Familienbildern übertüncht. Als er sich in der Unbewohntheit eines Hauses irrt und von der Bewohnerin, nachdem sie ihn eine lange Weile beobachtet, erst in einer Situation überrascht wird, die der Beziehung zwischen den Beiden schon in dieser allerersten Begegnung sofort eine körperliche Komponente gibt. Diese gestehen sich die Beiden aber erst viel später ein, nachdem er sie nach seiner Rückkehr, bei der sie in der Badewanne sitzt und er ihre Kleidung, auch Unterwäsche (s.o.), bereitlegt, befreit und sie schon einige Stationen (also Wohnungen) hinter sich haben. Sein 'Golftraining' ist wohl das Bestreben immer in der Lage zu bleiben sie zu beschützen. Dieses von ihr als überambitioniert Erkannte, führt dann auch zu einem ersten schweren Zwischenfall, der es wohl auch ihm als solches offenbart, aber sonst ungesühnt bleibt, was umso bemerkenswerter ist, wenn dann eine nicht begangene Tat von der Außenwelt bestraft wird, was zu Trennung der Beiden führt. Diese dient dann einigen komödiantischen Einlagen, die fast schon an Zellenfilme wie 'Cube' oder vielleicht sogar 'The Great Escape' erinnern.
(Den Schluss kann ich nicht verraten, weil ich eingenickt bin, also wer ihn mir verrät...thx, aber werd ihn wohl noch einmal sehen müssen...). Auch das Ensemblepaar ist ähnlich perfekt wie in 'Dolls'. Überraschend, für einen asiatischen Film, die häufige, wenn auch nur in (künstlerischen) Abbildungen (in der Abbildung: 'Film'), vorhandene Nacktheit, die ja auch wieder die obengenannte Komponente (ehrlicherweise) offenbart. Nur sein höchstpreisiges Motorrad ist entweder ein Zeichen für seine Herkunft aus gutestem Hause oder eine furchtbar unpassende Produktplatzierung. Dennoch ein dankbar rezipiertes, unaufwändiges und ungeschwätziges Werk,(warum es nur in einer synchronisierten Fassung gezeigt wird, ist ein Rätsel, ist sie doch völlig überflüssig, da die Protagonisten gar nicht und die Umgebung nur in AB-Sprüchen und anderen Floskeln reden. Dafür ein großes 'Schade') das nur nicht ganz an die universelle Parabel 'Frühling, Sommer, Herbst, Winter ...und Frühling' heranreicht.
Nachtrag(18.08.05):
So hübsch es auch anzusehen ist, wie die beiden durch zeitgenössische südkoreanische Heime driften, so problematisch dann (beim zweiten Blick) doch diese mögliche Deutung der Parabel/Metapher/Bilder(was weiß ich...): Denn wenn er ihre Selbsterkenntnis ist und sie dann nach dem Finden dieser ihren Mann verlässt, um zuerst zu ihrem Fotografen und dann zu weiteren kürzeren Partnerepisoden zu wechseln, dann ist sein Golfspiel ihre Erinnerung an ihren Ehemann und wohl auch die Erwägung der Rückkehr zu ihm. Doch bei ausgiebigerer Überlegung dieser Möglichkeit führt dies zu Schlimmerem, als was ihr bis jetzt durch ihn widerfahren ist. Doch auch die endgültige Beerdigung ihrer Gefühle für ihren Mann ist nicht von Dauer, denn entweder durch die äußeren Umstände, oder durch eigene Ziellosigkeit kehrt sie dann doch zu ihm zurück. Und dann die etwas fragwürdige Lösung: Ihr Selbst lernt sich vor ihrem Mann zu verbergen, ohne dass sie es sich versagen muss. So gesehen ein komisches Wertesystem, wo Misshandlung verziehen und die weibliche Freiheit nur im Verborgenen existieren kann/darf.

lr

alle (p)reviews