Der Vorfilm war die etwas zu poetische Umsetzung gymnasiastinnischer Tag(träum)ebucheinträge, wirkte doch die Kombination von bildhafter Umsetzung einer allgemeingültigen Paarbildung und hochbrisanter Themen wie Kindesmisshandlung und Asylantenproblematik doch etwas bemüht, aber einem jungen Geist wohl gleichermaßen dringend. Das Mädchen holt den heimlosen, also emotional einsamen, Mann ans warme Feuer, also in die wohlwollende, wenn nicht mütterliche Wärme. Natürlich ist die Umgebung, eine leerstehende Ruine, unwirtlich, was aber aufgrund des bald lodernden Feuers die beiden nicht interessiert, diese verraten sich gegenseitig ihre Traumata. Nach ihrer morgendlichen (anfänglichen), jedoch irrigen Furcht, dass er wieder weg ist, wird eine gemeinsame Bewältigung angedeutet(er hat schon Frühstück organisiert...). (Fire Butterflies, ES 2003)

Weltverbesserungsmaßnahmen (01.08.2005)

Hier nun also ein neues(?) Format: Das Kurzfilmalbum. Allerdings sind einige Episoden auch ziemliche Füller. Nicht nur durch die Lokalität und Machart an Mux erinnernd, der ja im nicht allzu weiteren Sinne auch eine Maßnahme zur Optimierung der Welt vorschlug, und auch einige dieser Vorschläge zunächst als sinnvoll erscheinen, dann doch aber mehr dazu anregen darüber zu reflektieren, wie nur die Zeit ermöglicht Neuheiten als sinnvoll oder -los zu offenbaren, beziehungsweise beliebig zu beurteilen, denn hatte Benz denn wirklich recht? Die Durchsetzung einer Idee scheint diese zwar zu legitimieren, aber ob sie wirklichen Nutzen erzeugt, kann meist nicht mehr eroiert werden, weil er bald nicht mehr oft genug hinterfragt wird. So ist der verkehrstechnische Status Quo womöglich eher als zwar kommerzieller Erfolg zu sehen, aber ob uns nachfolgende Generationen die unnachhaltige Verwendung fossiler Brennstoffe nur zum Zweck der Mobilitität nicht schwerstens vorwerfen werden, wird sich zeigen. Und so regen die teilweise hübschen, weil unaufwändigsten (farbsortiertes Parken) oder teilweise im Rohr krepierenden (Egalisierung der Körpergrößen mittels Absätzen) Ansätze zumindest dazu an reale Vorschläge weiterhin zu überprüfen. Die Mülltrennung, den modernen Ablasshandel, zum Beispiel ist eine ähnlich absurde Idee und würde, gäb es sie nicht schon, sich hier äußerst unauffällig zwischen Leihbruderschaft und Outdoor-Office einreihen. Wie die Qualität der Ideen, so sind auch die schauspielerische und Tiefe in der Ausführung sehr heterogen. Die Leihbruderschaft erzeugte beim Einsatz als Kurzfilm sicherlich Szenenapplaus, die Absatzpropaganda (womöglich als Reminiszenz an vergangene Schuhmoden zu sehen) eher nur noch Schulterzucken. Das filmische Selbstverständnis wirkte etwas unentschlossen, da einige Episoden weniger die Maßnahme selber als die (interindividuellen) Folgen ausfabulierten. Die pseudodokumentarische Schilderung von konkreten Fallbeispielen, war jedoch wohl beabsichtigt. Na mindestens anregend, und mit dem Lokalbonus, der jedoch nicht so sehr, wie in einigen zu mittigpbergigfhainigen Vorgängern, in den Vordergrund gedrängt wurde, zumindest auf der guten Seite.

lr

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