Der Vorfilm war eine kurze Fantasie zur kurzen flüchtigen aber schönen Begegnung auch Unterschiedlichster. Vielleicht sogar (Achtung, es folgt eins meiner wohl unfreiwilligen Lieblingswörter:) Promiskuitäts-Propaganda. Hier begegnet ein junger Mann (in den Credits werbend als Roller-Blader bezeichnet) auf kontemporären Rollschuhen (Inline-Skates, keine Quads) auf einer Fußgängerampelfurt einer alten Dame, um die Kollision der beiden Verkehrsteilnehmer nicht zum Sturz führen zu lassen nimmt der junge Mann die Dame auf seine Arme. Es folgt ein inniger Moment der Nähe und des vertrauten Lächelns, doch mit dem Ende der Ampelphase setzte er sie ab und fährt weiter seinen Weg. Die Dame jedoch, zwar noch nachlächelnd, steht aber wieder an der gleichen Seite der Straße, ist also nicht weiter gekommen. Dies sollte die Erkenntnis der Zwiespältigkeit solch flüchtiger Begegnungen ermöglichen.

L.A.Crash (18.07.05)

(vgl. YORKER No51, S. 12)
Frau und Mann sitzen in einem Auto. Der Mann irrt etwas in seiner Annahme über enge und weite Städte. Die Frau erkennt die posttraumatöse Prägung seiner These. Es gab also einen Unfall. Der Spannungsaufbau wird mal wieder nur einem Tötungsdelikt zugetraut. Natürlich LA, weil dort die Studios sind, billiger als die andere, enge, Stadt, Manhattan. L.A.Crash erinnert also sofort an die lange Reihe von verkehrsunfallinitiierten Plots: Amores Perros, Maschinist, ... Wieder ein Episodenfilm, denn schon die nächste Szene kann zunächst nicht mit der Exposition korreliert werden. Also warten. Es werden hier zwar durchweg ambivalente Geschichten erzählt, aber zunächst ist wie üblich erstmal nichts gleich nachvollziehbar. Doch die Konstellationen sind komplex und so werden zu Täter zu Rettern, Opfer zu Assassine und umgekehrt. Und so wird versucht ein Bild der Welt zu zeichnen, mit allen Zwischentönen.
Die künstlich verwobenen Handlungsstränge sind letztlich auf wenige Tage komprimiert, und wirken so oft konstruiert und dienen letztlich jedoch dem illustrierten Aufklärungsversuch. Der, als Kanadier (lt. Moore haben diese ja weit weniger Tötungsdelikte) außenstehende, Autor erzählt zwar von der schon in 'Bowling for Columbine' geschilderten Angstgenese in der der Amerikaner lebt (die ja auch in 'Batman Begins' thematisiert wird, und auch da zur ungefährlichen Tiefgaragenbombe mutiert), und versucht auch Erklärungsansätze zu liefern. Doch mit dem Versuch die arabischen (hier Perser) Assassinen als verwirrte alte Männer mit Platzpatronen schießen zu lassen, erscheint schon sehr mutig, und doch hat er recht, wenn damit gesagt wird, dass die terroristischen Anschläge zumindest volkswirtschaftlich folgenlos bleiben. Die Zynik den Opfern gegenüber liegt hier bei denen, die politisch weiter auf Konfrontationskurs setzen.
Die Namedroppingliste ist wohl dank der Oscarweihen mit den Allen'schen 'names' versehen, aber es scheint doch eher der mal wieder Einzusetzende gefragt worden zu sein. Nur die sonst immer als 'sympathische (wer's glaubte...)' Nervensäge besetzte Bullock darf endlich mal ohne Sympatiebehauptung rumzicken, was dann natürlich nicht weniger fast physisch schmerzt. Es wird sich hier redlich bemüht, und ist dieser erzähltechnische Ansatz schon geschickter umgesetzt worden, so ist so doch manche These recht bemerkenswert für einen Film aus 'gods own contry'.

lr

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