Der Vorfilm war ein etwas ungelenker, zu sehr auf den vordergründigen bunten Slapstickwitz bauender Versuch eine Liebesgeschichte stumm(farb)filmartig zu erzählen. Die, aus dem versehentlich(?) zu fest zugeklebten mit dem Ja-Wort der möglichen Braut und erst mit Einsatz des Kandidatenlebens offenbare Brief, ableitbare Moral, dass darin ihre Absicht, erst 'Ja' zu sagen, wenn er, oder seine Absicht, schon vor Sorge drum gestorben ist, scheint hier eher überinterpretiert. (Nachricht des Herzens, D 1998, R: A. Fischer)

Kukushka (Cuckoo) (04.07.2005)

Kommen zu Beginn noch Erinnerungen an die TV-Nachmittage mit 2,5h langen russischen Kriegsschinken, für die Freunde eben dieser Sprache auf, so gibt man sich beim Verblassen des letzten Untertitels der Einführung gern dem wortlosen MacGyverischen Befreiungsversuchen des, wie er später selber sagt, prometheisch an den Felsen geketteten, hin, denn ein Off-Hörspiel seiner Gedanken oder Selbstgespräche wird vermieden. Als ein Gefangenentransport nahe ihm vorbeifährt ist die Begegenung zwar vorprogrammiert, bleibt aber lange genug unklar, so dass die Spannung auch ohne viel Aktion erhalten bleibt. Als dann die zwar etwas zu ansehnliche Einsiedlerisch lebende Sami erst den Russen findet, dann der Finne dazukommt, bilden diese eine menage a troi, wie sie selten wunderbarer zu sehen war. Denn, obwohl kein finnischer Film, sind der lakonische Witz bis zum wortlosen Slapstick wie aus einem Kaurismäki, und wenn die drei sich unterhalten, ohne dass auch nur einer der beiden anderen mehr als mal ein Wort versteht, so ist dies meist zwar sehr lustig, doch wird es besonders bewegend, wenn das Empfundene ungefiltert, weil für den anderen unverständlich, ausgesprochen wird und nicht wie sonst doch nur der Zuschauer weiß, das er etwas anderes sagt als meint. Hier ist es, als würde einem Schlafenden oder Toten etwas anvertraut, oder ein Brief geschrieben, der nie abgeschickt wird, nur dass der Empfänger die ausgesprochenen Worte hört, jedoch nicht versteht.
Und eine weitere Leistung wird hier vollbracht, denn es werden zwar die verschiedensten Genres zitiert, aber nie wirkt dieser Mix gewollt oder gekünstelt. Wenn dem Landser-Überleben, die, zugegeben, ganz eigenen Dialoggesetzen gehorchende Screwballcomedy folgt, dann die nur Schlechtes vermehrende Natur des Krieges angeprangert wird, und schließlich noch eine naturheilkundliche Fantasy-Episode zum märchenhaften Ende führt, dann hat das alles seinen rechten Platz und alles etwas zu sagen und unterhält (auch) dank der schön gewählten Besetzung (inklusive der besseren finnischen/russischen Entsprechungen von Mähtt Dähmohn, Scarlett Johansson und Liam Neeson) und dem perfekten Buch. Denn alle Figuren sind auf ihre jeweils eigene Art so voller Gelebtem, dass man mit ihnen sym- und empathiert. Ansehen!

lr

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