Der Vorfilm war der aus den Shorts Attacks bekannter Dreiteiler "Talks". Etwas inhomogen behandeln die drei, hauptsächlich mit erfahrenen TV-Darstellern besetzten, Episoden die Tücken der Kommunikation und huldigen mit ihren symmetrischen Bildausschnitten der modernen Architektur im Hintergrund. Im ersten Part wird etwas expressionistisch die kritiklose Nutzung mobiler elektronischer Medien reflektiert, im mittleren die Problematik unterschiedlicher Grundannahmen illustriert, und im letzten und unterhaltsamsten Teil wird die Permanenz des Reproduktionsdranges behauptet, dessen rein verbale Variationen hier an bellende Hunde gemahnen.

Melinda und Melinda (13.06.2005)

Dieses aktuelle Werk Woody Allens scheint nur eins zu belegen: Er wird/ist alt. Waren seine wohl mehr oder weniger selbstempfundenen Stadtneurosen, damals noch von ihm persönlich vorgetragen, vor Jahrzehnten noch erfrischend und aufmunternd komisch, weil sich eine Vielzahl von Betrachtern in seinen Problemen mit sexuellen Revolutionen und der daraus folgenden Unterdrückung der Männer durch den Sex der XX-Chromosomenträger(inne)n, so wirken seine hier nun sonst wohl arbeitslosen Schauspielern in den Mund gelegten Pamphlete und Aphorismen heute wie die durch den Thesaurus geschickten Aufgüsse alter Bonmots seiner früheren Filme. Und die Grundidee, aus einer Geschichte zwei Fassungen, Tragödie und Komödie zu entwickeln, scheint zwar zunächst interessant, da jedoch die lustige von der dramatischen Fassung nur durch die Besetzung unterschieden werden kann, in der einen Fassung ist die beste Freundin halt schwanger, in der anderen spindeldürr, bleibt selbst der theoretische Wert unerkannt. Leider bemühen sich die meisten Darsteller auch zu sichtlich, um in dieser Produktion, in der fast nur Chloë Savigny, neben dem Regisseur mir 'ein Name' ist, zu glänzen und womöglich für oscarverdächtigere, oder wenigstens lukrativere Produktionen entdeckt zu werden. Die Figuren sind jedenfalls das Allensche Standardrepertoire: Der eklig wohlhabende Zahnarzt, die zerrüttete Herumtreiberin, die bemutternde vielfache Mutter, die souveräne betrügende Ehefrau und: der arbeitsfreie Schauspieler(sic!), der zwar Woodys alter ego ist, jedoch ist diese Rolle ja schon lange vorbei für ihn, schriebe er sich doch glaubwürdiger als schwer neurotischen alten Kauz in seine Filme, wie in Anything Else. So erzeugt dieses Altherrengedankenspiel wenig Erkenntniss oder Unterhaltung.

lr

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