Der Vorfilm war eine recht einfache, um den momentan recht geläufigen Term nicht extra zu meiden, Kapitalismus-Kritik. Doch ist ja die blutig körperliche Auseinandersetzung zweier Anzugträger im antiseptischen Potsdamer-Platz-Ambiente mindestens seit verschiedener Musikvideos soo neu nicht. Dass nebenher noch ein Wachmann den Kampf medial(!) per Überwachungsmonitoren beobachtet, dann aber nur die Entsorgung des Opfers und der Kampfspuren veranlasst, ist dann wohl die unbewusste Selbstkritik gegen die angeblich nur beobachtenden Medien. Denn die Grenze zur Filmkunst ist ja eher fließend.
Die Nebenhandlung mit dem im wörtlichsten Sinne unter die Räder kommenden (lt. Credits) 'Treber', ist dann wohl die Gnadenlosigkeit eben dieser Gesellschaft. Jugendlich engagiert, aber nicht zuende reflektiert.
("Business as usual" von Tom Zenker)

millions (23.05.2005)

Dieser sponsorenlogotriefende, auch so aussehende, Werbefilm für die Werte derer sich die Medienschaffenden zu jeder Adventszeit uns zu gemahnen genötigt sehen, besticht zwar streckenweise mit dem nicht einmal jugendlichen (und lt. manchem Betrachter an einen kindlichen Ian Curtis erinnernden) Hauptdarsteller und der Verbreitung von, ausnahmsweise mal nicht popkulturellem (sondern Heiligenwidmungen und deren Lebensdaten), unnützem Wissen, ist aber dann doch zu rührselig, um wirklich emotionale Unterhaltung zu erzeugen. Hier wird nicht einmal lehrbuchartig sondern schon tabellarisch gegenübergestellt, was es heißt kapitalismuskonform eigennützig zu konsumieren, oder, hier mit dem christlichen Versprechen eines besseren Nachlebens, in dieser dafür ungegeigneten WeltGesellschaft uneigennützig etwas Gutes zu tun. Also zu spenden. Und so wirkt dieser Film des seit Trainspotting nicht gerade hervorgetanen Regisseurs streckenweise, trotz der aus seinem Vorwerk bekannten grobkörnigen Videofarbsequenzen und den von Jeunets 'Amélie' ausgeliehenen kindheitsromantischen Spezialeffekten und Soundtrackgustus (Akk.Pl.), wie eine Propaganda für die verschiedensten Spendenorganisationen, die aber dann auch wieder kritisch beäugt werden sollen. Einen Hinweis auf den Pragmatismus der Christlichen Kirchen, betreffend der Auslegung der eigenen Gelübde, gibt das streng eigennützige Konsumverhalten der mormonischen Nachbarn nach einer unerwarteten Geldspende. Und so wird hier zwischen moralischem Zeigefinger, ebensolchem Pranger und dem Versuch zu emotionalisieren wild gependelt und die Familie wird nach dem prägeschichtlichen Verlust der Mutter natürlich ebenfalls naheliegendst komplettiert.

lr

alle (p)reviews