Der Vorfilm war ein wortloser weißhintergrundiger Zeichentrick, mit ausgewählten farbigen Details. An deren Auswahl war die weibliche Mitarbeit an Buch und Film zu erkennen: Schuhe, über die man stolpert, Lippenfarbstift, Blume aufm Frühstückstisch. Doch die Diskrepanz zwischen den individuellen Details, die zum Teil schon sexistisch oder zumindest entlarvend waren, und dem Versuch einer allgemeingültigen exemplarischen Handlung mit bildlichen Metaphern (Mann mit Rüssel im Gesicht, der ihr nach dem Erwachen erstmal Furcht bereitet...) wirkte trotz des vermeintlich verallgemeinernden Zeichenstils, der fast nur aus Outlines bestand, immer etwas umständlich und unelegant. Besonders schade, dass beachtete Werbeplakate und Zigarrettenautomaten (!) zum unreflektierten Stadthintergund gehörten.

NETTO (25.04.2005)

Wieder einmal wurde die These, dass um-die-Ecke(gedrehte)-Filme jederzeit Vorrang in der Sneakauswahl haben. Diesmal waren es jedoch zwei (Ecken), denn hier war der Fhain nur ungesehenes Traumziel; Hintergrund des Geschehens war hier eine Ladenwohnung in der Eberswalder und der Mauerpark.
Erinnern die Thesen des Vaters anfangs noch an einen Mux (der war doch eigentlich auch ohne geregelte Tätigkeit, oder!?) ohne sympathische Komponente, die hier nur durch höchstens Mitleid ersetzt wird, schlägt dies dann, schon um seines Sohnes Willen, in die Hoffnung um, dass seine fundamentlosen Träumereien einer erfolgreichen Bewerbung weichen. Doch werden befangene Zuschauer schnell beruhigt, weil bei ihm ja eine womöglich bewältigte Alkoholsucht den Verlust von Frau und Arbeit auslöste. Als dann, durch die schulischen Bewerbungskenntnisse des Sohnes, (der den guten aber unbemühten 15jährigen Schüler, intensiven Zinnsoldatenspieler und, (wohl nur) oberflächlich betrachtet, wenig engagierten Liebhaber in spe mimt) und womöglich auch durch die Erkenntnis seiner (Teil-) Verantwortung für diesen, ein Motivationsschub ausgelöst wird, befürchtet man kurz einer Kooperationsarbeit von Arbeits- und Familienministerium beizuwohnen. Das dann doch offenere Ende relativiert diesen Eindruck dann wieder und entlässt den Zuschauer mit dem kleinen Zweifel, ob die Markenpositionierung (auch und gerade im Titel) auch schon im Kleinen Fernsehspiel bezahlt wird. Jedoch werden die Familienbande den materiellen Gütern vorgezogen und die Anbahnung der jugendlichen Liäson ist zwar naheliegend in einem Lichtspiel positioniert, doch ist die Problemstellung und -lösung individuell genug gewählt, um die hoffende Tendenz des Filmes glaubwürdig zu verstärken. Da stört es nur wenig, wenn die Jungdarstellerin ein wenig überfordert scheint, hat sie doch einen beachtlichen Partner, der den Film mit seiner jugendlichen Lakonie mehr als trägt.

lr

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