Der Vorfilm war ein Zeichentrickfilm aus Frauenhand. Bemüht niedlich wurde der Nestbauinstinkt einem Apfelwurm angedichtet, doch alle Mühe und Idealisierung des Wohnungsausbaus ward vergebens als der Eigentümer Eigenbedarf anmeldete: Der Apfel wurde wohl gegessen, und die Aussicht war nur ein Bild an der Küchenwand. Daher auch der Titel des Films: der französische Begriff für 'Optische Täuschung'.

Zimt und Koriander (18.04.2005)

Wenig überraschend wird hier ein weiterer Nah(st)Ost-Grenzkonflikt behandelt. Diesmal die sich im Zypern der 60er manifestierten Zwistigkeiten zwischen Griechenland und Türkei und deren Folgen für die aus Istanbul (hier: Konstantinopel) lebenden Griechen aus der Sicht eines kochenden Jungen, dessen Großvater in 'Der Stadt' bleibt, und den er zeit seines Lebens nicht wieder sehen soll. Immer wie ein Zusammenschnitt der emotionalsten und rezepthaltigsten Szenen eines Pilcherhaften Bertelsmannbestsellers wirkend, bleibt Psychologie der Figuren so wie die politische Komponente des Hintergrunds in eben diesem, und mahnt daher nicht sonderlich zur Aufmerksamkeit. Auch die Aufteilung des Filmes in Vor- Haupt und Nachspeise scheint wenig originell, es ist da nur zu hoffen, dass diegriechischentermini etwas offener Interpretierbar waren. Interessant vielleicht noch der zweijährige Badezimmeraufenthaltdes Protagonisten, der (sicherlich ungewollt) so manchen aufmerksamen Zuschauer an eine Figur des Tenenbaumklans erinnert. Doch ist hier unberechtigter und bis zum Ende und danach unergiebiger Liebeskummer in der Präpubertät Auslöser für diese Einsiedelei und nicht höchst stilisierte postpubertäre Depression. Als nicht nachvollziehbarem Running Gag werden hier augenscheinlich falsche Zutaten für die verschiedensten Gerichte vom Protagonisten verwendet, die er den, sonst ausnahmslos, KöchInnen unbemerkt und daher unerklärt abhorcht. Womöglich liegen hier, nur dem Eingeweihten verständliche, Anspielungen auf die politischen Ereignisse vor, denn auch der Originaltitel vermengt diese Ebenen (Politiki Kouzina). Im Übrigen bleiben noch beliebige Landschaften aus Griechischen Vorspeisen, inklusive des mediterranen Sushis, den gefüllten Weinblättern, platte Witze mittels ernsthafter Alterskrankheiten und austauschbare Bosporuspanoramen, wie sie aus 'One Day In Europe' und 'Gegen die Wand' bereits bekannt sind. Wunderschön auch die weichgezeichneten sepiatonigen die Zwischentitel illustrierenden CGI-Stadtlandschaften der digitalen Postproduktion. 'Ein schöner Film'.

lr

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