Der Vorfilm war ein französischer, dessen Paradies-Titel eine zu komplizierte Endung hatte, als dass sie merkbar war. Eigentlich zeigte dieser nur, dass die digitale Postproduktion nun endgültig auch für den kürzesten Semesterabschlussfilm verfügbar ist. Denn hier (not?)landet, ein (Papp-)Raumschiff kometengleich am Rande eines (Weizen?)Felds. Der entstiegene, knappest bekleidete Pykniker ist über die MonoKulturlandschaft (unverständlicherweise) sichtlich erfreut, und versucht die (einkopierten) verschiedenen Vertreter der Fauna mit ihren Lauten anzusprechen. Doch die lockende Entenpfeife zweier im Waldrand verborgenen Jäger wird zu seinem tödlichen Verhängnis. Die Absicht ist ersichtlich, jedoch mehr als die indifferente Anklage einer allgemeinen Ignoranz der Hiesigen gegenüber der Natur erschloss sich nicht.

Lieber Frankie (11.04.2005)

Die schottische Standardszenerie, hier ein mittels Taubheit individualisierter, knapp präpubertärer Junge mit (fast) allein erziehender Mutter im einfachen realistischen Arbeitermilieu, staffiert die späte Bewältigung des Traumas seiner Mutter, der Trennung vom, natürlich nicht konvertierbaren, gewalttätigen Vater, führt hier leider nicht zu einer Reihe von Identifikationsfiguren und wahren Anmerkungen zu unserer Existenz. Denn die Mutter scheint unablässig zu fürchten von ihrer Rolle, sowohl als beschützende Mutter, als auch als diese Darstellende, überfordert zu sein. Die Mutter der Mutter versucht mit der verwerflichen Darstellung schwerster Nikotinsucht Stoik zu behaupten, wirkt jedoch nie wirklich hilfreich. Der Junge hat zwar ein sehr charmantes Grinsen, dank dem man ihm die Taubheit abnimmt, jedoch bleibt er schließlich dann doch recht sprachlos. Der Ersatzvater bleibt hölzern, da lohnt es nicht mal eine seltenere Formulierung wie ungeschickt zu bemühen. Die zwei Mitschüler, der Freund/Konkurrent und die ihm mindestens Wohlwollende, die ihm gestatten seine angehenden männlichen Ambitionen zu üben, bleiben seltsam unausgemalt. Interessant bleibt die unvermittelt betonte Negierung der Spielsucht, und dass man bei Verlangen größere Chipsportionen erhält. Deren Verkäuferin ist dann noch der gute Geist, so dass die Mutter, auch wenn die Initialidee von ihr stammt, nur noch re-agieren muss. Selbst der letzte vergewissernde Besuch des Vaters war ja von der, (zufällig?) als weiblicher Sensenmann besetzten, Schwägerin der Mutter erbettelt worden. Und so bleibt nur das unausgesprochene, und daher marginal weniger süßliche, Happy End mit dem Bruder der Chipsverkäuferin, das uns in die nicht so schottisch graue Welt entlässt.

lr

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