Der Vorfilm war eine (spanische?) Computeranimacion, 'Limite', in der eine mitleiderregende, schlecht zusammengenähte Beckett'sche Figur auf einem verlassenen Bahnhof seinem Ende entgegengeht. Fast ganz in Sepia-Schwarzweiß gehalten, dominieren hier die leider nur zum Selbstzweck erzeugten symbolistischen Effekte, die zu nichts als dem Ende des kurzen Filmes führen.

Being Julia (04.04.2005)

Diese wiederholte Maugham-Verfilmung beweist wenigstens, dass Selbstreferenzialität keine Erfindung der Postmoderne ist, auch wenn hier drei Gattungen des darstellenden Gewerbes vereinigt werden: Ein verfilmtes Buch beschreibt die Theaterwelt, die wiederum die realen(?!?) Geschehnisse widerspiegelt. Doch die Liebeständeleien des reifen Ehepaares und die nicht nur bühnen-reife Rache der Ehefrau erzeugen wenig Interesse, weil die zu spezielle Konstellation zwischen Familie, Bühne und Amouren, dem Zuschauer nur wenig Raum zur Identifikation offen lässt. Auch die Auftritte des nur erinnerten Mentors (der Produzentendarsteller aus Life Aquatic) beweist nicht gerade die Vielseitigkeit dieses Mimen. Natürlich ist es tröstlich, dass im fortgeschrittenen Alter derartige, in diesem Genre nennt man sie wohl, "Verwicklungen" noch vorkommen oder auch temporär verjüngen, sprich motivieren. (Als ob die Motivation ein in der Jugend zwingend existentes Gut ist.) Doch folgen hier den leiblichen Verwicklungen die Verwirrungen im Beziehungsgeflecht der Beteiligten. Die jedoch nur von akademischem Interesse sind, denn das beherzte Auftreten der Protagonistin sticht die Jüngere und mehrfache Konkurrentin aus, was jedoch nicht zur Rettung der Ehe aufgeboten wird, sondern lediglich, weil ihr temporärer junger Animateur die Wicklungen der Jüngeren vorzieht. Schließlich hat dies dann aber die Wiedereinigung der Eheleute zur Folge.
Am interessantesten ist womöglich noch die hier bebilderte Behauptung, dass die freie Interpretation, und somit der abgewandelte Vortrag, geprägt durch die realen Umstände/Erfahrungen der Darstellenden, diesen interessanter macht als die ursprüngliche, vom Autoren ersonnene, Version. Dies als Hinweis für Szenarien, die die Verzichtbarkeit der Schauspieler mit steigender Qualität der Computeranimationen propagieren.

lr

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