Der Vorfilm war eine dieser Computeranimationen, in der es einer, den Bewegungsgeräuschen nach, metallenen Figur, hier Gottheit (The God), nicht gelingt sich von einer Fliege zu befreien. Selbst die Sechsarmigkeit stellt sich eher als Nachteil heraus. Der sie umgebende Ring wird bei den verschiedenen Versuchen sich des winzigen Peinigers zu entledigen schwer beschädigt. Zuletzt verliert die Bronze das Gleichgewicht und sich im endlichen dunklen Abgrund. Die Fliege endet dann in einem Spinnennetz, das ja auch erst in dem vakanten Kreis der Gottheit von einer Spinne gesponnen werden konnte. Aha, erst die Ersetzung der Autorität mit Qualifizierteren ermöglicht die Beseitigung von enervierenden Elementen. Soweit dies als Aussage von kyrillisch Schreibenden.

Die syrische Braut (14.03.2005)

Nun wieder unabgelenkt konnte in diesem Bilderbuch der Politischen Weltkunde die Situation der besetzten Gebiete Syriens verfolgt werden. Anhand einer Hochzeit werden kurz mal alle möglichen Aspekte dieser politischen Spezialsituation in handlichen Portionen abgebildet. Die vollkommen westliche Kleidung scheint dann jedoch zu täuschen, auch wenn die älteste Schwester der Braut sich dem strengen Patriarchat zu entziehen sucht, und eine Ausbildung machen wird. Trotzdem werden die Ehen noch versprochen, bevor sich die Partner überhaupt persönlich kennen. Und so steht die Braut nicht nur vor dem Schritt zum unbekannten Ehemann, sondern kann, aufgrund des politischen Status ihrer Heimat, ist sie erst einmal im unbesetzten Teil Syriens, auch nicht mehr zurück. Dieser Schritt wird jedoch von den Beteiligten niemals in Frage gestellt, lediglich die begründete Unsicherheit (je)der Braut wird kurz angedeutet. Der Brautvater war ehemals von der israelischen Autorität inhaftiert, und wird daher nicht als Straftäter, sondern von der Dorfgemeinschaft eher als Ehrenmann betrachtet. Was ihm zur Last gelegt wurde bleibt unklar, ist nur zu hoffen, dass er nicht junge Männer zu Selbstendungsanschlägen geschult hat. Doch dass einer seiner Söhne eine Russin geheiratet hat, wiegt da wohl schwerer, und so fällt es ihm erst schwer das Happyend dann mit dieser Versöhnung mitzugestalten. Eine Nichte der Braut darf sich nicht mit dem Sohn eines Kollaborateurs treffen und natürlich auch nicht heiraten, was dort wohl noch deutlich enger mit den intersexuellen Kontakten verknüpft ist, als in unseren Breiten. Warum ein weiterer, windige Geschäfte machender, Sohn dann auch noch von der UN-Grenzbeamtin wegen seiner Zahnlücke als Zeichen für seine Untreue geschasst wird, und diese, trotz ihrer Bemühungen, die legale Ausreise der Braut nicht ermöglichen kann, ist wohl hauptsächlich der Lauflänge des Films zu schulden. Und warum der Bräutigam ein (echter?) syrischer Soapstar sein muss, bleibt ebenfalls undeutlich (wenn er nicht das, zumindest syrische, Publikum locken soll), denn die politische Willkür der beidseitigen Bürokraten ist hier nicht von mehr oder weniger unauffälligen Geldzahlungen abhängig, oder so gut kodiert, dass ich es nicht gesehen habe.

lr

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