Der Vorfilm war ein, bis auf ein 'Wolfskostüm' und dem Videodreh on location, wunderbar aufwandsloser Kleinstfilm namens "Wolfsmänner". Dieser versucht die vergebliche Flucht des (trotz Männergruppe dann doch einzigen) Mannes aus den Zwängen der Zivilisation zu karikieren. Hier sind es die Zwänge der (eher niedlichen) Wolfsverkleidung, die in einer natürlichen, menschenleeren Umgebung (Höhle in militärischem Sperrgebiet) das fast echte Mann/Wolfgefühl, allerdings sehr labil, ermöglichen sollen. Zwar kurzweilig anzusehen, aber dann leider etwas pointenarm.

Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse (24.01.2005)

Diese im Ursprungsland wohl vorweihnachtliche Kalkulation, mit dem dazu ja schon routiniert eingesetzten Zugpferd Jim Carey, die jedoch nur als Pilot für eine beliebig fortsetzbare Reihe von Verkleidungen und Gaststars dient, denn das eigentliche Rätsel wird nicht gelüftet und das gelöste ist so naheliegend, dass man es gleich wieder verwirft, tut sich weniger durch die permanente Präsenz vom schon nicht mehr spektakulären Einsatz der CGI-Effekte, als durch die neuen Maßstäbe hervor, die er in der Kleinkindführung setzt, so dass man sich schon fragt in wie weit die Computeranimation von Kleinkindgesichtern unbemerkt bleiben kann. Besonders dieses untertitelte babysprechende Kind, und der Fleiß mit dem die skurrilen Vorlagen aus den Kinderbüchern, nicht ohne Selbstironie (besonders natürlich der Schauspieler Carey, der einen Schmierenkomödianten, zwar nicht ohne Routine, aber auch ohne Schlendrian, darstellt), in Szene gesetzt werden, machen diese, zwar, bis auf das übliche Familiensüßholz, aussagelose Achterbahnfahrt zumindest streckenweise unterhaltsam. Auch die zunächst verwirrende Koexistenz von romantischer gothic-Kulisse, Autos aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten (einen Tatra kann man ja mal unreflektiert genießen), und, ja, z. B. Mobiltelefonen im 50er Design lassen sowohl an die Retro-Science-Fiction Production Designs von 1985, Fahrenheit 451 oder auch, aktueller, Captain Skywasweißich denken.
Diese Stile dienen womöglich auch der direkten doppelnden Illustration der geschwisterlichen Dreifaltigkeit. Denn von dieser werden das mechanistische (Bücher)-_Wissen von Klaus (der deutsche Vorname scheint da kein Zufall), die genialische _Kreativität der Kombination von Vorhandenem (gemäß der, hier sowieso jederzeit erfüllten, These: Es gibt nur Neukombination, keine Kreation.) durch Violet und der angemessene Einsatz der unreflektierten herzlichen _Intuition vom Baby Sunny gleichberechtigt zur Meisterung aller Gefahren angewandt. Doch mit dieser Auslegung wird dieser bewusste Zuschnitt auf reflektierende (z.B. Eltern) und genießende (z.B. Kinder) Zuschauer ja nicht weniger ein funktionales Untrhaltungsprodukt.

lr

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