Der Vorfilm war, wie letzte Woche, ein neuseeländischer; und tributierte der Mutter des Autoren, mit den un- und glücklichen Erinnerungen an einen imaginären letzten Sommer, indem er seine versäumten und verwirkten Liebesbeweise an Mutter und Nachbarstochter hier filmisch realisiert. Auch um die Fähigkeiten zu einer großaufnahmen- und tränenreichen Emotionsorgie (inklusive sehr sorgfältigem Castings) zu belegen.

Tango der Rashevskis (10.01.2005)

Wie ein (zu) differenziertes und daher ohne unterhaltende Extreme auskommen müssendes Gegenstück zu 'Alles auf Zucker' wirkt diese (mainly) belgische Produktion. Auch hier ist es der drohende Tod, der die nach dem Krieg zerstreuten Familienteile, zunächst vergeblich, wieder vereinen soll. Doch ist der Zwiespalt nicht so einfach wie in Levys Komödie, denn teilte dort die Mauer den orthodoxen vom sozialistischen Zweig der Familie, scheinen hier die Trennunglinien zwischen Juden und 'gôy' fast schon manchmal durch die einzelnen Figuren zu gehen. Und so erscheint die hoffende Lösung in der Verheiratung von Juden und Arabern, Goi und Nicht-Goi ähnlich zweifelhaft erfolgversprechend wie die herrschaftlichen Vermählungen europäischer Nationen früherer Jahrhunderte. Und sind so für die ja nur individuell Verbundenen immer vor dem noch intoleranterem Umfeld problematisch. Doch hier wird schon dadurch, dass auch Juden sich als Rasssisten schimpfen deutlich, dass das Schuldbewusstsein für die Konflikte zwischen den Gruppen nicht mehr nur verlangt wird(, sondern auch eingestanden). (huch, darf ich so etwas schreiben?) Auch bemerkenswert: Die flüchtige, aber direkte Gegenüberstellung des Aufenthaltes des ältesten im deutschen Lager und dem Kriegseinsatz im zeitgenössischen Israel des jüngsten Familienmitgliedes.
Unter der Oberfläche dieses etwas behäbig daherkommenden Familiendramas, nicht ohne komische Szenen, aber mit mehr Reue und Verzeihen (hier reut der Nicht-Goi und die Goi verzeiht), wurden wohl einige funda-mentale Wandlungen im Bewusstsein zu Film gebracht. Und so können die TVniveautischen Liebesszenen und das Abklappern der Standards (das reife Ehepaar mit (schließlich bewältigbaren) Problemchen, der latent homosexuelle(?) verkappte Künstler, der es hier allerdings seinem Vater ankreidet, dass der ihn zum Künstlertum drängte, der gealterte Frauenheld, und hier natürlich zentraler Sympathieträger (so weit scheint das hiesige belgische Wertesystem nicht vom französischen abzuweichen), das junge Paar, das den Nahostkonflikt thematisiert und der sich aus Liebe anpassende Konvertierer) nicht die gewisse Dankbarkeit über dieses Plädoyer für die Toleranz aller Schattierungen des Glaubens an eine Höhere Macht untereinander schmälern.

lr

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