Der Vorfilm war ein passender Gegenpol zum Hauptfilm, denn hier wurden nicht nur wiedermal die filmischen Fähigkeiten aller Beteiligten demonstriert, sondern auch die Erfolglosigkeit der größten Bemühungen um die Sympathie einer Frau zu gewinnen.
Ein gealterter Radio-DJ führt bei seiner letzten Sendung ein Wunschtelefon ein, das auch von der wohl einzigen und ihn wohl auch verehrenden Hörerin in Anspruch genommen wird. Doch die Verkettung widriger Umstände führt den DJ bei der Rettung der gewünschten Schallplatte durch vielfache Bedrohungen der Erhaltung der Unversehrtheit seiner und der Platte. Als er dann doch noch rechtzeitig beim Ausklang der laufenden Platte die Sendekabine wieder erreicht und den musikalischen Wunsch erfüllt, wird die einzige Hörerin dieser Erfüllung leider nicht gewahr.
Sowohl ein, wohl üblicher, DJ-Albtraum, als auch die Anklage für die ungewollte(?) Ignoranz gegenüber so manchem Werbens.

Die Brautjungfer (03.01.2005)

Hier dagegen wird gar nicht geworben, sondern sofort die unzeifelhafte Verbindung der Beteiligten behauptet und so wirken alle üblichen Liebesschwüre hier sogleich bedrohlich, bis sich deren vermodernde Inkarnation schließlich offenbart.
Doch zunächst werden hier ganz profan die kleinen Alltagsproblemchen, in seiner Familie, in einem Liebeskrimi eher überraschend, thematisiert. Die Sicherheit versprechende Zweckehe der Schwester steht an und die ebenso eher aus finanziell beruhigenden Motiven angebahnte Liäson der Mutter löst sich, doch der beruflich erfolgreiche Sohn erhöht gerne seinen Beitrag zu den häuslichen Finanzen, da seine greifbaren Bedürfnisse wohl erfüllt sind. Doch der Verlust der im elternhäuslichen Garten stehenden Büste scheint ihm seine ideellen Bedürfnisse bewusst zu machen. Und als er der weiblichen Entsprechung dieses steinernen Idealbildes gegenübersteht, begrüßt er natürlich das von dieser ihm entgegengebrachte Engagement und empfindet die etwas zu absolute(n) Sympathie(bekundungen) anfangs noch als eher etwas belustigend bis überzogen denn als bedrohlich.
Ist er noch ein Bindeglied zwischen der realen und der ideellen Existenz, so lebt sie ausschließlich in dieser zweiten ungreifbaren Existenz, ohne weltliche Bedürfnisse, wie einer luxuriösen Wohnung (nett sein professionell mitleidiges Lächeln als er, als Verkäufer von luxuriösen Bädern, ihre Nasszelle erblickt) oder gesellschaftlicher Anerkennung. Selbst ihre Vita scheint nur ein ideelles Produkt einer Fantasie zu sein. Und so wird eine Dualität zwischen der, von monetären Belangen bestimmten, 'realen' (ich weigere mich zu sagen, männlichen) Existenz und 'einer' ideellen (ebensowenig weiblichen) Existenz, in der die nicht(nur)körperlichen Bedürfnisse gestillt werden, aufgebaut.
Glaubt man ihn in dieser Amour-Fou zuerst als das übliche Opfer der zerstörerischen Kraft der Selbstaufgabe in einem Anderen, so kommt er, mit seiner Verwurzelung in der Realität, die ihn vor schlimmeren Taten bewahrt, ja recht glimpflich aus dieser 'Liaison dangereux-light' heraus. Also ein halbes Happy-end für den (halben) Realisten. Ganz schön bodenständig und somit ganz schön untragisch, denn rechtes Mitleid mag mit ihr als Opfer ihres eigenen Irrsinns (zumindest bei mir) nicht recht aufkommen.

lr

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