Der Vorfilm war eine wunderhübsche Hommage zu Ehren des 1974er Nationalspielers Schwarzenbeck. Dank Digitaler Montage stehen ein Chor aus stoptrickanimierten Schneemännern einem Schneemann gegenüber. Diese rezitieren ein kirchliches Gedicht vor dem Hintergrund eines Skiurlaubs-Pistenpanoramas. Doch als das Gedicht die olfaktorischen Probleme des Vaters eines der Chormitglieder thematisiert, und der Sohn des diffamierten nicht mehr mitspricht, wird dieses zum Diskussionsthema. Als der Sohn dann an der Reihe ist sich zu äußern, gesteht er, dass sein Aussetzen nichts mit dem Vater zu taun habe, sondern vielmehr mit den vorherigen Themen des Gedichtes. Diese weitreichenden Hirten-Herden-Gleichnisse hätten seine Gedanken zu Fußball im allgemeinen und Schwarzenbeck im Speziellen geführt und wie dieser immer im Schatten seines Kapitäns Beckenbauer stand.

Young Adam (06.12.2004)

oder: die schottischen Frauen ergeben sich noch immer Ewan Mac Gregor, auch wenn sein halbherzig geformter Hollywoodleib die Trainpotting-Slimness verdrängt hat. (Und Miss Swinton führt erfolgreich ein wortloses (und Body-Double-loses) Plädoyer gegen unnatürlich chirurgische oder studiotische Manipulationen des eigenen Körpers, wird aber, leider, auch nicht von allen weiblichen Zuschauern akzeptiert.) Diese Romanverfilmung, in der Pre-AIDS-Hysteriezeit der schottischen Nachkriegszeit angesiedelt, stilisiert die kargen Lebensbedingungen auf einem Kohlenkutter ebenso wie die Promiskuität des Protagonisten. Doch wird dieses Nachgeben des eigentlichen Reproduktionsdranges heute natürlich nicht als lebensbejahendes andauerndes Fest gezeigt, sondern als einen vergeblichen Versuch aus der, trotz übermäßigem Angebots an Kohlen, unterkühlten Existenz zu entkommen, oder die Versäumnisse der Vergangenheit mit scheinbar Neuem zu überdecken. So bleiben die Vereinigungen immer punktuell und körperlich, auch wenn die, im zeitgenössischen Kino wohl unvermeidliche, Kunnilinguspropaganda nicht ausbleibt. Auch der Selbstreferenzialität wird wieder einmal gefrönt: er ist natürlich, gescheiterter, Schriftsteller, daher seine halberotischen Ausführungen am Abendbrottisch, die, kommen sie von einem Kohlenkutterhilfsarbeiter, zunächst erst einmal Unglaube beim Zuschauer hervorufen.
Im Grunde wird hier nur das im Stich lassen der schwangeren Freundin verarbeitet (und dem damit verbundenen Scheitern als Schreiber), inklusive der üblichen Stationen von erster Wahrnehmung der potentiellen Partnerin, Steigerung der Attraktion (hier mit dezenter Schminke und etwas zu zeitgenössisch passenden Oberteilen visualisiert), und dann erster Vereinigung, wobei die geistige Horizontsychronisation hier (aufgrund der Drogensucht des Romanautoren?) völlig außen vor bleibt, und so ihm seine Kontakte, natürlich, nach der Erfüllung des Urdranges, schal werden und die stufenweise Entzauberung der Partnerin, hier zum Teil schon zu plakativ, bebildert wird. Obwohl selbst eine beim Sprechen mit Kekskrümeln spuckende Swinton noch zu gut für den ollen Kutter aussieht.

lr

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