Dass der Trailer der letzten Woche noch einmal gezeigt wurde, kann nur geduldet werden, weil es wohl auch das letzte Mal war.

Der Vorfilm war der konventionell (oder wirkt etwas aus dem Jahre 1996 schon so altbacken?) in Szene gesetzte verabredete gemeinsame Selbstmord eines australischen Paares. Schön die Nachlässigkeit der Suizidkanditaten im Häuslichen, wozu aufräumen, wenn man in einer halben Stunde eh tot ist. Doch leider geht nicht alles so glatt wie geplant, ihre Tablette fällt auf den verschmutzten Boden. Schon rächt sich die vorherige premortale Sorglosigkeit, wird dann zertreten, und somit unbrauchbar. Auch die Alternativmethode wird verwirkt, da die zwei einzigen Patronen nur die Einrichtung und seine Schulter demolieren. Ihr Fenstersturz aus dem ersten Stock bleibt folgenlos, doch als sie verzweifelt an seiner Schulter um sein unausweichlich scheinendes Ende bangt entdeckt sie seine wieder erbrochene Tablette. Nun hat der (Über)lebensinstinkt die beiden vollends wieder und sie ruft einen Krankenwagen an, damit seine Schulter versort würde. Ein gemeinsamer Anfang scheint sicher. Als er sie in die Arme schließen will entdeckt er allerdings, dass eine Hutnadel in ihrer Lunge eine gemeinsame Zukunft verhindert hat. ('Pact')

Die große Verführung - Le Grande Seduction (22.11.2004)

Diese, diesmal nicht schottische, Kaffkomödie unterhält mit ihrem augenzwinkernden Moralismus. Zu Beginn vermutet man einen französischen Film, aber da der das Tagewerk auf See abschließende und belohnende Beischlaf ein gemeindeweit ehelicher ist, sind wir in Frankokanada. Doch diese glücklichen Tage existieren nur in den Erinnerungen des Erzählers und später auch Dorfoberen. Man möchte ihn fast Majestix nennen, denn Gutemine als resolute Ehefrau und Falballa als postische Dorfschöne fehlen ebenfalls nicht, aus Troubadix ist der arme Bankbeamte geworden, der nicht geknebelt an einen Baum gefesselt wird, sondern dem mit seiner Ersetzung durch einen Geldautomaten gedroht wird. Aus den beiden Comicprotagonisten ist der (optisch sympathisch an Helge Schneider erinnernde) Freund des Anführers mit seinen quotenerfüllenden(?) homophilen Tendenzen. Doch hier trotzt ein Dorf nicht den Römern, sondern mit Hilfe der kollektiv erhaltenen Sozialunterstützung den Zwängen der Ökonomie. Denn alle alteingesessenen Fischer bleiben auf ihrer abgelegenen Insel, auch wenn Jobs in der Stadt locken. Bessere Zeiten rücken erst in Sicht als der Bürgermeister den Ort als Standort für eine Fabrik aquiriert. Dafür sind aber einige Bedingungen zu erfüllen, deren Erfüllung mit viel bauern-, äh, fischerschläue dem Konzernagenten vorgegaukelt wird. Die wichtigste ist ein ansässiger Arzt. Dieser wird schließlich, wie weiland Doc Hollywood Michael J. Fox, von dem zum Straßenpolizisten konvertierten Bürgermeister gefunden und wegen diverser, nicht nur, Verkehrsdelikte zu einem Monat Dienst auf der Insel gezwungen. Dieser Monat ist dann ein großes Gleichnis über eine zweifelhafte Eroberungstechnik. Sämtliche Bedürfnisse werden übererfüllt, ohne die eigenen und die Wahrhaftigkeit zu wahren. Dies führt dann natürlich zu einer Reihe von, bei gutem Willen, unterhaltsamen Szenen, in denen die Dorfgemeinschaft uneingeschränkt gemeinsam an einem Strang zieht, um den Fisch an Land zu ziehen. Schließlich wird zwar, wie nur im Film, hoch gepokert, aber alles findet ein gutes Ende und der zu Beginn erträumte Idealzustand ist hergestellt.

lr

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