Der Vorfilm war eine tolle Pseudo-Dokumentationsstudie in einer, z.Teil wiederholten, Kamerafahrt entlang der Vorgärten einer Einfamilienhausviertel-Kleinstraße und einem Kameraschwenk über eine Fußgängerampel. Begleitet durch den im Off geschilderten geregelten nachmittäglichen Ablauf der Kindheitstage, fährt die Kamera erst an einer kleinen Gruppe, die etwas mit einem Verkehrsschild macht vorbei. Als die Kamera zum zweiten Mal bei der Gruppe, und die Schilderungen der Tochter aus dem Off bei der regelmäßigen sonntäglichen Tätigkeit, ankommt, offenbart sich die Tätigkeit, deren Zeitraum den Titel gibt: Von Vier bis Sechs. Denn die drei, Eltern und Tochter, haben als gemeinsame Handlung das Hobby Verkehrsschilder zu putzen. Sinn und Praxis dieser Tätigkeit werden weiterhin aus dem Off beschrieben, während die Kamera der Familie folgt, die, wie sich schließlich herausstellt, einen großen Umweg gehen, um die nicht zu breite und am Sonntagnachmittag völlig unbefahrene Straße an der einzigen Fußgängerampel zu überqueren. Schöne Schilderung der wohl recht deutschen Eigenschaften, die zu solch Begriffen wie 'Ordnungsamt' führen.

Dann gab es ein Musik-Video zu "Bis zum Erbrechen schreien" der Mediengruppe Telekommander, das nur ein Tanzlehrerpaar aus den frühsten Achtzigern zeigt, die wohl so etwas wie Diskoschritte vorführen. Untertitelt mit Karaokeuntertiteln. Allein der Abspanntitel widmete diesen Clip, mittels Hinweis auf den Soundtrack, zu einem Trailer für den Film mit gleicher Zielgruppe um. Und zeichnet sich so durch die fehlende verfälschende Verkürzung der Filmhandlung aus.

Sky Captain and the World of Tomorrow (15.11.2004)

Diese opulente aber immer "Computersimulation!" schreiende Optik, die digital versucht Sepia und kontrastarmen Film nachzuahmen, ist nach einigen Szenen so anstrengend, dass man anfangs noch hofft, dass nur die Einführung in diesem Stil ist. Doch mag sich das Auge noch an die Weichzeichnerbilder gewöhnen, ist das Verfolgen der Handlung (das Hirn ist da noch nicht wirklich beteiligt) nicht ohne Entbehrungen zu bewerkstelligen. Zwar wird der Verleih den Mangel an Logik und interessanten Wendungen als Reminiszenz an die aus heutiger Sicht(?) recht einfach gestrickten Cliff-Hanger-Serials der 30/40er anpreisen. Zum völligen Überfluss wird dann auch noch irgendwann in alten Buck Rogers Heften geblättert. Doch so, wie dies Beispiel zeigt, werden die Zitate so überdeutlich und penetrant vorgeführt, dass es nur belästigend zu nennen ist. So wird der Zuschauer zur (noch) deutlicheren Scheinunterhaltung, oder um die eigentliche Botschaft sublimer erscheinen zu lassen, auf die Zitate aus weit jüngerer Kinogeschichte gestukt: Denn Anspielungen wie die Wohnungsnummer 1138 des Professors sind lediglich Productplacement (denn die DVD ist ja grade frisch auf dem Markt) und dienen in keinster Weise der Geschichte, ebenfalls die maskierte Stockkämpfende auf dem Steg über dem perspektivisch eindrucksvollen Abgrund, und die Landung im Mangrovensumpf (mit wasserschlägelndem, damit's auch jeder kapiert) sind Winke mit dem Hau-den-Lucas-Hammer, zur Episode 3. Dies alles erscheint dann wie die verzweifelten Versuche eines hochbezahlten Teams den Zuschauer trotz der zu linearen Handlung wachzuhalten. Denn auch die Schauspieler scheinen sich in der dramaturgischen Unterforderung zwischen Blauen Leinwänden nicht wohl zu fühlen. Herr Law recycled hier nur die Posen aus AI (in Gattaca oder Coldmountain zeigte er deutlich mehr Talent), und die Paltrow passt zwar dank ihrer Mutterschaft(?) wunderbar in die Kostüme der behaupteten Zeit, von den alten Traumpaaren wie z.B. Colbert und Gable sind sie, wenn sie es wohl doch vermögen, hier allerdings weit entfernt. Es gelingen die Pointen ihrer Wortgefechte so selten, dass der Gedanke an den Vergleich schon eine zu positive Bewertung wäre.
Ein Großproduktionsfilm, der sich Statisten und Kulissen, dank CGI, spart und der nicht nur optisch den Geist der Kriegsjahre wiederaufleben lässt. Denn der Villain heißt nicht etwa Skull, sondern T o t e n k o p f . Diese Verdeutschung des Bösen soll wohl im 30er Jahre Kontext glaubhafter sein, die Hoffnung, dass dies eine ironische Übernahme des damaligen Zeitgeistes sei, scheint trügerisch, und so wird dies heute zu einer fragwürdigen Aussage, auch wenn hier keine Nation, sondern ein unabhängiger Terrorist zu Werke geht und die Verbündete natürlich unter dem Union Jack kämpft und auch mal was mit dem Helden hatte (Die Anerkennung dieser Ex durch die weibliche Hauptfigur (Paltrow) erschien als bemerkenswertester Moment des Films). Selten wurde ein weltpolitisches Stimmungsbild so deutlich, wenn auch im Sepia der Retro-Sciencefiction (die jedoch seit 1984 oder Fahrenheit 451 auch nicht neu ist) verpackt. Die vielen Schwarm-Schlachten scheinen nur der Verharmlosung von Kriegssituationen zu dienen in denen man sich nicht am Verlust eines Geschwaderkollegen, die bei Star Wars ja noch Gesichter und so eine dramaturgische Aufgabe hatten. Hier werden die zwei Held(inn)en hier nur von Flugmaschinen begleitet deren Verlust rein optisches Explosionsbeiwerk ist.
Komischerweise bleiben die Bilder in positiverer Erinnerung als der Film, wohl weil diese Art der Bilder durch Filme wie The Day the World stood still, oder Things to Come(!!!) geprägt wurde, in denen, im Gegensatz zu diesem Post-Kalten-Krieg-Machwerks, noch eine positivistische Utopie propagiert wurde, die ja hier als böse Weltzerstörungsabsicht behauptet wird, denn die Zerstörung der Welt durch einen Raketenstart erinnert doch sehr an die Warnungen vor nicht existierenden Massenvernichtungswaffen.

Weil in den Kommentaren so schön gemeckert wird, hier ein link zur IMDB: IMDB

lr

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