Der Vorfilm war die skandinavische Schilderung eines Dachdecker-Unfalls mit dem Text des förmlichen Briefes an die Versicherung im Off und der mäßig komischen visuellen Nachstellung des Unfallverlaufes: Flaschenzug mit zuviel Last beschleunigt das Opfer der eigenen Unvorsicht (um nicht zu sagen: Doofheit) bis zum Wendepunkt des Seiles, nicht ohne das Opfer mit der Last (und deren Behältnisresten) mehrfach kontaktieren zu lassen. Der Ausgang ist dann so glimpflich, dass es diesen Bericht noch trotz etlicher Verbände selbst verfassen kann.

Die Reise des jungen Che - The motorcycle diaries (18.10.2004)

Diese unspektakuläre Schilderung der mehrmonatigen Reise des Jungen "Che" durch Südamerika zeigt mehr lateinamerikanische Bellas und den Beau (Gael García Bernal in der Titelrolle), als, wie wohl eigentlich intendiert, die Motivationsbildung für seine späteren Aktivitäten zu vermitteln. In einer recht beliebigen Aneinandereihung von Reiseanekdoten, die zur einen Hälfte aus Problemen mit dem Vehikel der Reisenden und zur anderen aus der Vermeidung eines Triebstaus bestehen, schildert der Film die Reise des angehenden Mediziners aus bisher wohlbehüteten Verhältnissen, der aufgrund seiner Erlebnisse und Reisebegegnungen mit dem, für ihn einheitlichen, lateinamerikanischen Volk. Seine Tendenz zur Abkehr vom bürgerlichen Leben manifestiert sich dann rückblickend in der Spende des Geldes seiner fast-Verlobten, das zum Erwerb von US-Amerikanischen Bademoden bestimmt war, an mittellose Wanderarbeiter. So zeigt man gleichermaßen den jugendliche Idealismus und die gewollte Idealisierung des Titelhelden. Am Ende der Reise wird noch seinem bevorstehenden Martyrium, allerdings natürlich ohne tödlichem Ausgang, vorgegriffen, wenn er seine Solidarität mit den Kranken (das arme mittellose Volk) der Leprakolonie (Südamerikas) durch eine, für ihn als Asthmatiker kritische, Amazonas(fluss)überquerung demonstriert. Dass sich die ungleichen Freunde am Ende für Jahre trennen, weil sein Freund sofort einen Job bekommt, ist dann nur eine Zäsur, in der Che seinen Weg zum Kommandante gehen und er ihn schließlich nach Kuba holt.

lr

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