Der Vorfilm war ein niedlicher Buntstiftzeichentrickfilm dessen Hauptperson, äh -wurm, sich den Traum vom Fliegen vorzeitig mit Hilfe eines Federballs erfüllt. Dies aber wohl nicht nur sein Magen nicht verkraftet, und er daher auch nach seiner Verwandlung zum Schmetterling (sehr hübsch: mit einem -plop- schießen die Flügel aus den Rücken der Würmer) aufgrund dieser negativen Erfahrung auf das Fliegen verzichtet. Wohl ein nettes Bild, dass auch für hochfliegende Träume die rechte Zeit getroffen werden muss, und auch Rückschläge nicht endgültigen Verzicht bedeuten. Oh wie moralisch...aber cute und kurzweilig umgesetzt.

La Mala Educacion - Schlechte Erziehung (20.09.2004)

Bei einem Film von Almodovar, ist die Erwartungshaltung gleich bei Erscheinen des Namens auf der Leinwand groß, na, mindestens gespannt, auch wenn gleich zu Beginn die Kombination aus Punkoptik: zerrissene Plakatfetzen und Einfarbdruckbilder mit verschiedenen Fonts, und der mit den ersten Einstellungen eher an Miami Vice erinnernde pink-und-schlimmer Chic der Kulisse und Garderobe (der aber wohl wirklich so war, denn manch einer hatte damals wirklich auch gelbe Karottenjeans...) verwundert. Na zumindest sind wir in den Frühstachtzigern. Die vermeintliche Hipness dieser Epoche (oder doch nur -isode?) ist ja sicherlich mal wieder darin begründet, dass die nachgewachsenen Unterhaltungsindustrieentscheider sich genau da sozialierten.
Das Drehbuch dagegen beginnt mit einer Kombination aus Kaufmannscher Selbstreflektion über den Schaffensprozess: ein Filmautor (augenscheinlich Almodovars Alter Ego) sucht sichtlich verzweifelt, sogar in hahnebüchenen Zeitungsnotizen, nach Stoff für einen neuen Film, um dann mit dem unvermittelt auftauchenden ehemaligen nicht nur Schulfreund ein kurzes Kaffeegespräch (ohne Cigarettes) zu führen und es unvermittelt aufgrund mangelndem Interesses zu beenden. Die Lektüre des hinterlassenen Typoskriptes einer Erzählung namens 'Der Besuch' des kurzen Besuchs führt dann in eine Erzählhandlung in der die deutlich jüngeren Männer sich Jahre nach ihrer Schulzeit wieder begegnen und der Rückkehrer, den ihn damals sexuell belästigenden Lehrer mit einer Niederschrift, die ebenfalls mit 'Der Besuch' betitelt ist, erpresst. In dieser wird nun die Frühpubertät der beiden Protagonisten gezeigt. Zusammen ergeben diese drei Zeitebenen, die sowohl der Biografie der Filmfiguren, aber wohl auch Almodovars eigener, mindestens ähneln, die Gesamtgeschichte dieser drei Männer. Und dies mit den Blicken eines Voyeurs und somit unparteiischen Beobachters, so dass die Innenleben der Figuren für den Zuschauer wenig nachvollziehbar werden.
Wurde in 'Sprich mit Ihr' versucht die verschlungenen Mechanismen der Begierde und Zuneigung zu beleuchten, so scheint hier der späte Versuch einer egozentrischen Abrechnung mit 'intelligenter', weil entschuldigend verfremdender, also alibiesker, Struktur vorzuliegen.

lr

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