Der Vorfilm war ein völlig sinnloses Experiment, aber dennoch sehr lustig. Namens Tomatenköpfe. Eine Frau bereitet das Essen in der Küche vor, auffällig die komschen Bewegungen, die irgendwie nicht passen, ist es rückwärts? Nein, jetzt wird langsam klar, woher der Titel kommt: Sie hängt, wie die Kamera, kopfüber in der ebenfalls kopfstehenden Kulisse. Daraus ergibt sich die Gesichtsfarbe der Schauspieler und der eine oder andere optische Gag. Beim Kartoffelschälen fliegen die Abschnitte natürlich nach 'oben'. Beim Telefonieren oder der Schleiftätigkeit des Mannes in der "Arbeitsstätte" fällt noch wenig auf. Ein erster Höhepunkt ist natürlich die Szene vor dem Pissoir, das natürlich 'oberhalb' des Urinierenden an der Wand hängt. Beim gemeinsamen Essen des Paares (deren Haare fest am Hinterkopf zusammengebunden wurden) fällt es den Schauspielern erst sichtlich schwer in ihrer ungewohnten Lage eine Tischkonversation zu improvisieren, beim Versuch Wein einzuschenken und dann auch noch zu trinken verloren nicht nur diese die Kontenance, denn das Publikum amüsierte sich ebenfalls köstlich über die Unmengen vergossenen Weins und die Unerreichbarkeit des in den 'kopfüber' gehaltenen Gläsern befindlichen Weins. Wenn dann Nudeln gegessen werden, erinnert dies an eine unmäßige Übersteigerung des Nudelsketches von Loriot, bei dem ja nur _eine_ Nudel im Gesicht hing. Sehr amüsant.

Casomei - Trauen wir uns? (06.09.2004)

Fällt am Anfang nur auf, dass die deutsche Fassung wohl vom gleichen Team wie 'St. Tropez' synchronisiert wurde, so stellt man nach wenigen Minuten fest, dass der Film ebenso aussieht. Auch das übermotivierte Drehbuch mit seinen behauptet aufgeklärten Figuren, die dann aber völlig unreflektiv handeln, (obwohl ja eigentlich das Grundproblem der westlichen Welt zu 'Reflektion contra Reproduktion' komprimiert werden könnte) kann dieser drögen Ehewerbung, mit entsprechend sorgfältigem Casting, nichts Interessantes abgewinnen.
Der Film nimmt die Hochzeitsfeier durch den (ach, so unkonventionellen) Priester zum Anlass an den Aufstieg der Partnerschaft bis zum Höhepunkt der Hochzeit zu erinnern, um dann, bis zum Ende verheimlicht, den folgenden erst schleichenden, dann natürlich filmisch-dramatischen Abstieg zu extrapolieren, aber auch hier so normal und uninteressant wie die Dokumentation der statistischen Durchschnittsehe, die versucht ein dramatischer Werbespot zu sein. Am zu späten Ende war die Voraussicht des Zerfalls, oder wie es hier hieß, der Verdeckung der 'Liebe' nur ein Mittel des Pfarrers, um dem Brautpaar exemplarisch die Unterstützung der Angehörigen und Freunde zu sichern und diesen die Gefahren der Ehe, und Möglichkeiten diese zu umgehen, anzudienen. Denn die wahre Liebe stirbt nie.

Die Italiener haben wohl ähnliche demografische Probleme wie andere europäische Länder, denn anders als als einen, mit fast zwei Stunden viel zu langen, Werbefilm für die Ehe und der damit verbundenen Reproduktion ist diese RAIproduzierte Kino-Soap wohl nicht zu verstehen.

lr

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