Der Vorfilm war eine Knetmännchenanimition, die wie ein Monsterhorrorfilm begann, dann aber die Zweifel am Sinn des Dualen Systems beleuchtete und es als Beschäftigungstherapie für die Massen interpretierte, zum monetären Wohle einiger weniger, und zur Verhinderung der oppositionellen Tätigkeiten des Volkskörpers, hier das Beispiel Anti-Gorlebendemos. Nett im an Aardman angelehnten Stil mit seitlichen, also kubistischen, Mündern gestaltet.
Leider ist ja diese Diskussion über das Grünerpunktmonster (hier wirklich ein alle verschlingendes unterirdisches Grünerschleimvieh) mittlerweile völlig von der neuesten Entwicklung im Bereich der Kundenbindungstechniken des Einzelhandels verdrängt worden: Die Pflichtpfandplastikflasche. ( Anm.: Eine andere Sichtweise erklärt das Duale System, und somit die sinnlose Mülltrennung durch den Endverbraucher, ja als modernen Ablasshandel: Durch die Mülltrennung kann sich der Verbraucher sauber von allen Verpackungsmüllsünden fühlen, weil er ja sein scheinbar Möglichstes dagegen tut.)

Sommersturm (23.08.2004)

Das Genre der Ferienlager-Jugendcomingoutfilme ala Sieben Sommersprossen oder Kleine Biester erlebt hier eine thematische Wiederauferstehung mit Soundtrack vom Universal Feind und dem Nationalburli Robert Stadlober als werdenden Homosexuellen, und zeigt in leichtest verdaulicher Weise wie Klischees sich durch behaupteten Widerspruch manifestieren. Denn hier ist die Rudermannschaft aus Berlin (warum nicht gleich Köln) natürlich so cool, dass sie Queerschläger heißen, wobei uns Buchstabe für Buchstabe erklärt werden muss, dass sie es auch sind. Die sächsischen Damen sind natürlich verhärmt und wahrscheinlich (allerdings unerwähnt) ebenfalls mindestens latent homosexuell, dienen aber mit, wir danken der Wende für einen dezenteren Einsatz des südöstlischen Akzents, platten Dialektkomikeinlagen. Und die bayrische Mannschaft um den Hauptdarsteller bemüht sich bodenständig, aber eben auch ein wenig provinzell. Und Tobi, Robert Stadlober, erkennt langsam für sich, dass seine Freundschaft zu seinem alten Freund mehr ist. Robert ist hier wieder der mit einem Defekt. War es in Crazy, aus dem kurzerhand der Sprung ins Wasser und die gemeinschaftliche Selbstbefriedigung übernommen wird, ein körperlicher ist es hier die sexuelle Orientierung, die nicht dem Arterhalt gilt. (Da zur Zeit auch eine Reihe von Heterosexuellen diesem, dank Verhütungsmitteln, frönen, wird der Term 'Defekt' hoffentlich nicht als Abwertung verstanden). Diese Orientierung muss nun vorbildhaft selbst verstanden und, schwieriger, der Umwelt offenbart werden. Dabei hilft oder verstärkt natürlich titelgebendes Wettergeschehen diesen Prozess. In Zeiten von Kids und Ken Park geizt natürlich jetzt auch der deutsche Film nicht mit adoleszenter oder treffender jungenlicher Haut und Interaktion, die hier allerdings recht gelungen dargestellt wird. Da dieser es ja nicht so nötig hat prudeste Tabus zu brechen, fällt der Grad der Nudity natürlich nicht so explizit aus. Oder traut man sich nicht zugunsten der besseren Vermarktbarkeit des passend nach den Sommerferien platzierten Jugendstreifens?

Falls jemand den alten Track aus der frühen Mitte der 80er mit melodiösem Elektrodrum-Lauf und einer Textzeile wie 'Remember Days of Summerstorm' kennt, so lasst es mich wissen wie der Track heißt, Danke - lr

lr

alle (p)reviews