Der Vorfilm war von Veith Helmer, ja der von 'Tuvalu' und dem nicht restlos begeisternden 'Tor zum Himmel'. Auch hier wieder eine (Liebes)geschichte an einem Ort der Reisenden: einem (taschkentischen(?)) Bahnhof. Wortlos (die Landessprache würde wohl eh niemand verstehen), also filmisch/visuell, an der Grenze zum Slapstick wird hier erzählt, wie der Lauf der Welt, die Zugabfahrt, aufgehalten wird, weil die primären Bedürfnisse des Lokomotivführer, nämlich seine Braut zu werben und mitzunehmen ersteinmal voranstehen. Da hier dem sowietarabischen Klischee der mitreiseneden Nutztiere und Spontanfeiern, entsprochen wird feiern und lagern die vorher kräftig beim Zugabfertiger über die Verzögerung protestierenden potentiellen Reisenden schon auf der Platform, und begrüßen das verspätete Paar mit Applaus, um dann endlich abzufahren, dem (gemeinsamem) Ziel entgegen.

Coffee & Cigarettes (16.08.2004)

Was konzeptionell etwas leer erscheint, nämlich eine semireale Celebrity-Dokumentation mit Paarungen aus den letzten 3 Jahrzehnten (allerdings fehlt eigentlich Nick Cave, aber der sieht ja eh schon immer aus wie ein Jim Jarmusch Double, oder umgekehrt), findet schließlich einen nicht erwarteten psychologisch-philosophischen Tiefgang. Wird mit Szenen, deren absurde Komik an die von Beckett erinnert, begonnen, so sieht man, dass es Jim Jarmuschs Spezialität schon seit seinem Erstling 'Permanent Vacation'(ein absolutes must see) ist die Schönheit des Nichts-Tuns zu zelebrieren. Die stärksten Momente seiner Filme waren immer die Szenen der Inaktivität, und die dabei geführten zu nichts führenden Dialoge, die, sollten sie ausgedacht sein, genial, wenn improvisiert, immer noch sehr unterhaltsam, und manchmal mehr entlarvend als gewünscht, erscheinen. Hier nun solche Szenen geballt ohne die Last eine Geschichte vorantreiben oder überhaupt erzählen zu müssen. So hat dieser Film, der eher eine Art 'Best of' mit einer illustren Namedropping-Liste ist, wobei hier hinter jedem der genannten großen Namen weit mehr als nur ein Cameoauftritt steckt. Ein sichtlich junger Roberto Benigni leidet deutlichst unter einer Koffeinüberdosierung, und Tom Waits dient dem eigentlich schon(?)cleanen Iggy Pop zwar eine Rauchrechtfertigung an, aber hier beginnt sich schon erstes Misstrauen zwischen den beiden Musik-Profis abzuzeichnen. Andere Episoden führen dieses Misstrauen auch auf eine gesellschaftlich unterschiedliche Stellung zurück, das die Familienbande nicht recht überwinden können, hier brilliert Cate Blanchet einmal, bzw. zweimal, mehr. Andere Szenen sind zwar voller Argumente gegen die legalen Drogen des Titels, aber die Sucht des Autoren, und damit seine Hassliebe, scheint immer durch. Daher sollte der Film erst ab 18 freigegeben werden. Schließlich greifen neuere Episoden Themen einiger früherer auf und so entsteht etwas wie ein aktueller Remixtrack auf der Best of...mit/ vom aktuellem Star (Bill Murray, LiT) um noch eine Zielgruppe mehr zu treffen. Doch wenn die beiden Alten am Ende (mehr oder weniger ihres Lebens) der mahlerschen, eigentlich nicht existenten, Musik lauschen, so ist das doch ein schönes Bild für die Nichtrealität des Gesehenen im speziellen und im allgemeinen.


lr

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