Der Vorfilm war eine Schilderung der Jahreszeiten am Beispiel eines norwegischen Trockendocks. Leere, ein Friedhof, herbstliche Blätter. Plötzlich ergießen sich Fluten über das Friedhofige. Bald folgen Schiffe in Zeitraffer, das Wasser wird abgelassen, die Segelschiffe stehen mit ihren Kielen auf den Nichtgrabsteinen. Pfützen vereisen: in Zeitraffer, Wolken ziehen vorbei, Schnee fällt und schmilzt: in Zeitraffer. Endlich wird das Dock zeitgerafft gefüllt und die Botte huschen hinaus. Diesmal haben die Zuspätkommenden nicht wirklich gestört. Ein Film wie Fahrstuhlmusik.

Die Kinder des Monsieur Mathieu (09.08.2004)

Ja auch ein Muttifilm kann, wenn er so unkritisch von vergangener Kindheit und den damit verbundenen Aussichten schwärmt, einfach schön sein. Hier wird am Beispiel eines Internats Minderbemittelter die autoritäre uneinfühlsame Erziehung angeprangert und die musikalisch mitfühlende idealisiert. Wie schon in 'Sein und Haben' wird hier durch Vertrauen und Einfühlungsvermögen versucht, die Kinder zu erziehen.
In einer verklärten Rückschau des ergrauten musikalischen Wunderkindes wird die Geschichte des eigentlich nur als Aufseher angestellten Monsieur Mathieu erzählt, der nicht nur mittels einer Chorgründung im von ihm übernommenen Musikunterricht die Jungen des Internats einigt und ihre Kräfte von ihrem Kampf gegen die Repression des Direktors zur Dankbarkeit für die Förderung zur gemeinsamen Schaffung von Guten, dem Chorgesang, leitet. Doch aus dieser Gemeinschaft ragt natürlich einer hervor: Das zuerst von seinen Zweifeln über die Mutterliebe verbitterte und verschlossen rebellierende Wunderkind, das dann diese mit Hilfe des Monsieur Mathieu erkennt, wenn dieser auch um diese gebracht wird, da die attraktive Mutter sich natürlich einen anderen ausguckt, nachdem M. Mathieu ihr mit seinen vorsichtigen Avancen ausreichend Selbstbewusstsein gegeben hat.
Und zentral die Musik. Obwohl bei Knabenchören immer irritierende päderasmusfürchtende Assoziationen aufkommen, ist die Musik hier wirklich recht rührend, weil man die Jungs und ihre Geschichten ja ein wenig kennt und sich freut, dass (naja scheinbar) sie solch schöne Musik produzieren. Jaja eine Mutti steckt wohl doch in jedem(?) von uns, und hier ist es so nett von Nachkriegspatina und Optimismus für die positive Lenkbarkeit der Jugend. - Wobei dies unter damaligen Umständen womöglich noch einfacher war die Kinder zu steuern: Hatten diese doch damals wenig andere Einflüsse als sich selbst untereinander und die Lehrer. Es sei denn es kam ein neuer Schüler mit schlechtem Beispiel dazu, wie hier ein 'psychologisches Experiment zur Integration' aus einer Besserungsanstalt. Und auch der hätte, so suggeriert es der Film, mit den richtigen Mitteln zum Guten bekehrt werden können. Na wir sind es für die Dauer des Filmes, und Eskapismus macht ja Kintopp zum großen Teil aus.

Inhaltsangabe hier:

lr

alle (p)reviews