Der Vorfim war ein Kleinod, das man sich auch mit voller Länge unterhaltend vorstellen konnte, ja fast wünschte. Der Applaus war hier auch größer als der verhaltene für den Hauptfilm. 'Das Universum und ich' war der Titel dieser Dokumentation(?) in der 4 Personen ihre alltäglichen Probleme schilderten. Sie wurden meist durch lange Totalen in ihrem Arbeitsfeld eingeführt. Eine Kontrolleurin der aufgeräumten Linienflugzeuge auf dem Flugfeld mit eindrucksvoll vorbeiziehender 747, ein Tagebaubaggerfahrer vor dem riesigen Gerät, ein Möbelgeschäftsinhaber vor diesem, der Prunkgrabbauer vor seiner zukünftigen Ruhestätte. All diese schildern ihre eigentlich trivialen und daher fast lächerlich wirkenden Problemchen mit der elektronischen Textverarbeitung, nicht richtig gelegten Sicherheitsgurten, der nicht überzeugenden Optik von nassen Granitskulpturen (aber weil es so kostenintensiv war, werden sie gutgeredet) oder die Gefahren der Vibrationen im Führerhaus des Tagebaubaggers für die Fernbedienung der Stereoanlage: sie würde von der Ablage fallen, wenn nicht eine sinnreiche Haltevorrichtung installiert worden wäre. Dass die Ernsthaftigkeit der Schilderung dieser Probleme aber die Monotonie, um nicht zu befürchten Sinnlosigkeit, der beschriebenen Tätigkeiten entblößt, wird wohl, zum Glück, erstmal nur dem Zuschauer bewußt.

Liebe mich, wenn Du Dich traust (Jeux d’enfants) (02.08.2004)

In dieser französischen Harry-und-Sally-Variation im versucht optischen Stil von Amelie, mit fantastischen Traumsequenzen, (die aber auch schon in die Slapstickserien der Gegenwart, wie 'Das Büro' oder 'Axel' Einzug gehalten haben) und wilden digitalen Kamerafahrten wird versucht die prinzipiell problematischen Beziehungsmechanismen zu beleuchten, um dann trickreich zu enden ohne vorher der Ruhestätte des Paares voll Gleichgewichtiges geliefert zu haben.
Man kennt (und liebt, es ist ja schließlich ein französischer Film, und die Franzosen verleugnen ja nicht, dass eine Interaktion zwischen den Geschlechtern nie ohne die ursprünglich dem Arterhalt dienenden Triebe abläuft) sich seit der Grundschule und nur der Stolz oder die Angst sich bedingungslos im anderen aufzugeben, oder auch das unbewusste Wissen um die Flüchtigkeit auch dieses Zustandes verhindern, dass die beiden vor Ende des Filmes dauerhaft vereint bleiben. Die folgenden Trennungen auf Zeit und Lebensläufe werden komödiantisch und weniger poetisch auch durch Spannung und Täuschung, von sowohl Partner wie auch Zuschauer, kurzweilig, aber nicht zu fesselnd geschildert.
Und im Ende, das an das die letzte Ruhe von Esmeralda (Lollobridgida) und Quasimodo (Quinn) in den Katakomben von Paris erinnert, deren einander umarmende Gebeine Jahrzehnte später gefunden wurden, ermöglicht wohl nur der gemeinsame Freitod die Vorstellung des gemeinsamen Lebens zu konservieren.

Inhaltsangabe hier:

lr

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