Der Vorfilm war ein alter bekannter, ein Konflikt ohne Dialog: nämlich der Monolog einer weiblichen Mitbewohnerin über zuwenig Zuwendung des zur Rede gestellten männlichen Mitbewohners zu den häuslichen Pflichten. Toll gespielt, so dass sich schon einige Zuschauer zur Widerrede veranlasst sahen. Man(n) fühlt sich wirklich unbehaglich und persönlich angegriffen, ob der nicht enden wollenden (ungeschnittenen!) Anschuldigungen in die Kamera über mangelnde Reinlichkeit, fehlenden Ordnungssinn und nicht runtergebrachten Müll. Und sieht die Vorzüge der allein belebten Wohnung, denn dort hat man nur vor sich selbst ein schlechtes Gewissen, und das ist schlimm genug.

Ladykillers (19.07.2004)

Nach einer weiteren Warnung vor einem Buenavista-Film, Artus, der wohl im Stile und mit den schauspielerischen Niveau eines simplen Xena-Surrogats angelegt ist (sah man auch noch Til Schweiger als lächerlich bemalten Bösewicht?) folgte dann das neue Broterwerbsmachwerk der Coen-Brüder die ihren Ruf mit diesem Omi-Film weiter demontieren. Einziges Überbleibsel der Coenschen Bilderwelt ist ein abgetrennter Finger, und ein akuter Reizdarm, der aber nur wenig zu hören ist, aber dessen Wirkung auch nicht vereitelnder als der Gesamt-IQ der Protagonisten.
Unnötig stilisiert und vorgreifend beginnt der Film mit der Großaufnahme eines Brücken-Gargoyles, der mit seiner Sense und dem furchteinflößenden, oder fürchtenden, Gesichtsausdruck an das Ende aller 'Bösewichte' vorausahnen lässt (Warum hier für den Diebstahl an einer Glücksspielkasse, für alle Beteiligten die Todesstrafe ausgesprochen wird, ist mE moralisch völlig unhaltbar. Ist doch ein Angriff auf das Glücksspielgewerbe eine ähnliche Wohltat an der Allgemeinheit, wie ein Anschlag auf die, ebenfalls sich mit Hilfe der Suchtkrankheit der Opfer bereichernden, Zigarretten- oder Alkoholindustrie), und wenn die Kamera von oben einem Müllschiff, das die im Fluss liegende Müllinsel ansteuert, folgt ist auch das Endlager der Toten verraten.
Aber erst einmal müssen die putzig dummen Mitglieder der 'Verbrecher'-Boygroupvorgestellt werden (für die verschiedenen Zielgruppen je einer, aber der Zielgruppenschwerpunkt dieses Filmes liegt gefühlt bei den Afroamerikanern) : Kleine unkomische Episoden, die den jeweiligen Grad der Beschränktheit der Teilnehmer des Raubes demonstrieren sollen. Dann kommen die Omi-Film-Attribute: Zu lange Reden eines Pfarres vor seiner Übergewichtigen afroamerikanischen gospelbegeisterten (noch das hellste an diesem Film: die mitwippenlassenden Gospeleinlagen, die ja nie weit weg vom (Northern) Soul sind und auch Bands wie Polyphonic Spree anders einsortieren lassen, und das nicht nur wegen der Roben) Gemeinde, zu dröge Poe-Rezitationen vom Herrn Hanks, dem Initiator des ja eigentlich geglückten Raubes und das ewige Gepredige der nur in ihrer Trauer um ihren verstorbenen Mann sympathischen alten Dame, die ich aus dem als Kind gesehenen alten englischen wesentlich sympatischeren Film als Mischung aus Mr. McGoo und Kevin(allein zu Haus) in Erinnerung hatte, gegen moderne HipHop-Musik(warum sie den Titel eines alten Jungle Brothers-Songs rezitiert bleibt wohl ein Geheimnis der Soundtrackkompilierer) und allem aus der Bibel abgeleiteten Regeln widerstrebendem.
Ein für die Coen-Brüder direkt reuiger Film, denn wurde früher eher die geltende Moral und der gute Geschmack unterwandert, so wird hier geradezu die Moral gepredigt, dass sich, und sei es noch so klein, Verbrechen nicht auszahlt. - Oder die Coen-Brüder wollten andeuten, dass es, auch ohne Intervention der weltlichen, hier sehr passiven, Polizeimacht, und so nur auf Geheiß der hier vielgepriesenen höheren Mächte, immer die Falschen zu hart trifft.

lr

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