Der Vorfilm war ein Musikvideo. Mit Peter Lohmeyer(Produzent) als singenden Undertaker und texanischen Reiter. Die, an denen er vorbeireitet, jubeln ihm zu (u.a. Cheerleader Fritzi Haberland). Doch die von ihm verteilten Marschmallows verwandeln sich in Blut, Die jubelnden Männer lösen sich in Luft auf und der Undertaker erhält seinen Dollarlohn. Schließlich wird das Benzin aus einer vor Begeisterung geschwenkter Zapfpistole allen, bis auf dem ungerührten Reiter, zum Verhängnis.
Zusammen mit dem Text des Songs wird das Ganze dann ein gut gemeinter Aufruf gegen den Irakkrieg. (CD-Verkaufserträge zu Gunsten einer medizinischen Hilfsorganisation) Ein Musikvideo halt.
(Soll ja nicht heißen, dass es da nicht auch außerordentliches gibt, und nicht nur 'Windowlicker', mir fällt grade 'Rabbit in Your Headlights'(perfektes Bild, auch wenn zu amerikanischer (Trug-)Schluss) ein.)

Zatoichi - Der Blinde Samurai (21.06.2004)

Dieses japanische Analogon zu Starsky & Hutch, auch hier wird eine altehrwürdige Serie zu internationalen Kinoehren befördert, vom Publikumsliebling Takeshi Kitano ist nicht mehr als eine glatte Verneigung vor eben dieser Serie. Denn den routinierten Umgang mit der Auflösung von Schwertkämpfen kann man in einem japanischen Film ja ebenso vorraussetzen wie eine pointierte Autoverfolgungsjagd in einem amerikanischen, eine ziellose Diskussion in einem Europäischen und einen Handkantenkampf in einem festlandasiatischen Film. Wobei die durchdringenden Klingen und herumfliegenden Blutportionen und Gliedmaßen ausnahmslos computergeneriert sind und so dem ganzen die Körperlichkeit eines Computerspieles geben.
Gefallen haben jedoch einige (beabsichtigte?) Zwischentöne: Ein "zurückgebliebener" Nachbarsjunge rennt regelmäßig in augenscheinlich selbstgebastelter Samurairüstung speerfuchtelnd und wie irrsinnig Kriegsgeschrei ausstoßend sinnlos durchs Bild und demonstriert so die geistige Verfassung der gesamten Kriegskünstler. Eine andere Szene, in der der Sancho Pansa des blinden Helden einige Jünglinge unterweist, zeigt wunderbar wie die perfekt ablaufenden Kämpfe ohne fertige Choreographie aussähen. Er bekommt die Schwertsurrogatknüppel laufend auf den Kopf. Etwas fremdartig wirken erst die Steprhythmuseinlagen auf der Tonspur, die verschiedene Arbeiten begleiten, doch das erst unerträglich empfundene STOMPquälende völlig unjapanische Finale wird zwar durch die Erkenntnis gemildert, dass sich der japanische Film auch mal beim musicalfurchtbaren Extremfinale bedienen kann, wenn der amerikanische Western sich schon seit Urzeiten der Handlungsmuster des Samuraifilms bedient(einsamer unbesiegbarer Kämpfer befreit Gemeinde von Unterdrückern), ist dann aber doch zu lang. Wirklich tragisch ist nur die Figur des einsamen Söldners, der als letzter im Dienste des Unterdrückers sich dem Blinden entgegenstellen muss, und zusammen mit seiner kranken(schon wieder zuviel) Frau untergeht. Die Episode der aus Not (nur fast) freiwillig sich der Prostitution hingebenden Waisen, ist leider nur kitschig und nicht annähernd so bewegend wie 'Lila 4ever'(nach dem man ja sofort eine Organisation gründen wollte, die gegen die Zwangsprostituierung vorgeht). Interessant, dass auch das japanische Breitenkino nicht mehr ohne Homosexuelle (hier auch Transvestit) auskommt.
Wenig irritierend auch die "Clou's" am Ende, die trotz ihrer Häufung nicht unerwartet kommen: Er ist natürlich auch blind, wenn er die Augen aufmacht, und der Oberbösewicht ist natürlich der von dem man es am wenigsten erwartet. Doch ist die Figur des Blinden gefällig gezeichnet, mit gesenktem Blick wartet er meist (den Angriffen) ab, enthält sich aber nicht den leiblichen Genüssen und sein Gesichtsgezucke macht die Figur sehr glaubhaft, sofern das bei einer Superheldenfigur möglich ist. Es ist zu befürchten, dass dieser japanische Unterhaltungsfilm der überbewerteteste der Saison wird.
PS(14.07.04:) Aber dank dieses Filmes habe ich mir mal einen guten Teil Takeshis Oevre angesehen und war von 'Dolls' schon sehr begeistert. 'Getting Any' enthält übrigens schon eine Zatoichi-Parodie, was wohl eher die Allgegenwärtigkeit dieses Stoffes zeigt, als Takeshis Voraussicht.

lr

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