Der Vorfilm war gleichermaßen ein Symbol für den Menschen, der etwas anwendet ohne zu wissen welche Folgen es haben kann, weil er es nicht wirklich verstanden hat, wie auch eine Demonstration, dass mit nicht zu großem Aufwand etwas durchaus Solides, Gutes, Unterhaltendes produziert werden kann.
Der Blick vom leicht verschneiten Berliner Teufelsberg bei klarem Wetter und blauem Himmel. Etwas Rotes fällt von oben ins Bild. Zäsur. Ein einsamer Spaziergänger auf dem gleichen Berg. Er sieht plötzlich ein rotes Seil, das aus dem Himmel hängt. Nachdem er seine Verwunderung überwunden, sich dem Seil genähert und am Seil gewackelt hat, zieht er kurz an dem Seil. Dunkelheit! Erst als er seinen Schrecken über die Wirkung seines Zuges überwunden hat, zieht er ein zweites Mal. Normale Tageshelligkeit tritt wieder ein. Den Vorfall durch das klassische Unschuldheuchelnpfeifen uüberspielend will er sich vom Seil entfernen. Doch etwas zieht ihn zurück, erst scheint es als ob er die Wirkung des Seilzuges überprüfen will, doch nach einigen Helldunkelwechseln zieht er übermütig über seine scheinbare Allmacht immer wieder am Seil. Doch dann wird es trotz wiederholten Zuges nicht mehr hell. Er zieht öfter und heftiger: Bis das Seil sich aus der himmlischen Verankerung löst und sich ein Berg aus rotem Seil vor dem Spaziergänger bildet. Als das Ende herabfällt sind im Hintergrund zwar schon viele künstliche Lichter angegangen, aber aus dem Off sind aufgebrachte Stimmen, zerspringende Scheiben, Sirenen und Hubschrauber zu hören.

Vergiss mein nicht (Eternal Sunshine of the Spotless Mind)(17.05.04)

Ich will nicht Jim Carey (Joel) sehen, wie er das Leben entblößt und nur zeigt, dass es wohl allen genauso geht, denn wenn er seine zu langen Finger der Kamera entgegenstreckt hat man jedesmal Angst, dass es mehr als fünf sind. Ich will nicht so viele Wahrheiten hören und dann doch mit einem Hollywoodende abgespeist werden, auch wenn der Film noch mindesten 2 Alternativen anbietet. Ich will nicht, dass Kirsten Dunst der Zeigefinger ist, der behauptet, dass die Liebe immer stärker ist als alle menschliche Intervention. Ich will keinen Film in dem Technik, wie in Gattaca oder Existenz, behauptet den Menschen zu verändern. Der original Titel zeigt viel besser den Konflikt zwischen hollywoodschem Happyendstreben und der wahren (Last der)Existenz, die nur mit dem Wissen des Negativen das Gute würdigen kann ('Eternal sunshine of the pointless/aimless mind' würde noch besser die Zufälligkeit allen Strebens verdeutlichen). Der Film hat keine Minute in der nicht die Vergänglichkeit präsent ist, ständig wird geflüchtet, am besten noch am Anfang(?) die Flucht vor dem Ankommen von Joel vor der (wiederkehrenden) Klementine (nein, nicht die vom Waschmittel, sondern Kate Winslet, die hier etwas zu perfekt die 'flippige' junge Frau mimt). Die nichtlineare Struktur des Filmes, die hier noch durch Erinnerungs/Traumsequenzen mit bewusstem Handeln, Joel ist sozusagen in seinem eigenen Kopf (man denke an 'Being John Malkovic'), verkompliziert werden soll, ist ja anscheinend endgültig etabliert, so wie früher noch die Kinozuschauer von den abgeschnittenen Köpfen auf der Kinoleinwand (bei Großaufnahmen) geschockt waren, so kann eine verschlungene Story (wohl bald) auch niemanden mehr irritieren. Auch das Motiv der bewussten Beeinflussung der Handlung während der Handlung hat ja 'Adaptation' schon ausprobiert. Ist auch kein Zufall, ist doch wieder Charlie Kaufmann der Autor der Story. Der zwar seine Storys immer weiter ausbaut, aber irgendwie wirken nun die Vorwerke wie Vorstudien für diesen Film, oder dieser wie eine Kolportage der Vorwerke.
Aufgrund der vielen Wahrheiten die angedeutet werden, und der handwerklich geschickten Story, die aber nicht ohne Massenpublikumsvereinfachungen (auch hier wieder der Witz, der später nochmal im Vordergrund gezeigt wird obwohl man schon am Anfang der Szene drüber gelacht hat, die Hundeerinnerungsstücke im Wartezimmer) und etwas zu klassischem Schluss auskommt. Der offizielle Schluss, dass beide zusammen sind, und wenn auch nicht bis an ihr Lebensende glücklich, werden doch auf unbestimmte Zeit gemeinsam das Leben meistern. (Schön jedoch die HappyendZweisamkeit in der (winter=)kalten feindlichen verschneiten(=schönen) Welt.) Ein anderer, ehrlicherer, Schluss war, dass nur mit den Erinnerungen und der Konfrontation die Zweisamkeit gewinnbringend beendet werden kann. Eine weitere Möglichkeit, dass die Löschung/Trennung nicht vollständig vollzogen wird, weil die Realitat der Abwesenheit des Anderen dessen Wert neu bewerten läßt. So kann man dem Film zugute halten, dass er einem zwar Wahrheiten um die Ohren haut, aber keine hahnebüchene Lösung vorschlägt. Eben weil nicht zu offensichtlich auf die Tränendrüse gedrückt wurde wirkten die Effekte manchmal etwas aufgesetzt, aber oft waren sie angemessene Bilder. Unvergesslich die seelig neben einem großen Riss auf dem Eis Lie(g/b)enden.

Die bessere Beschreibung hier: (aber mit Spoiler, die oben versucht wurden zu vermeiden)

lr

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