Der Vorfilm war eine nette kleine semifantastische Idee aus Neuseeland: Ein etwas übermotiviert erscheinender Anzugträger wartet auf einem etwas verwahrlost wirkenden Bahnsteig. Die Uhr wandert. Doch, sieht er da etwas im Augenwinkel hinter das Bahnhofsgebäude huschen? Ein nur mit einem weißen Laken bewehrter Nackter? Da! Wieder huscht es/er hinter das Gebäude. Nun wird der Wartende neugierig und geht zur Ecke wo die Erscheinung verschwand. Geht um die Ecke herum. Nichts. Zurück zur Bahnsteigkante. Doch nun ist sein Aktenkoffer verschwunden. Er geht zu anderen Seite des Gebäudes, auch dort nichts. Als er sich umsieht fällt ein weißes Laken über ihn und es wird schwarz. - Jemand wickelt sich aus dem Laken: der Wartende, nackt. - Eine Frau im Buisnessdress wartet am Bahnsteig. Ende. Ein Bild für die Gefahr in der (nicht nur) die Karrieristen schweben, dass eine nichtige Ursache ihnen alles nehmen kann? Oder, dass die Erkenntnis nicht immer ein Gewinn sein muss?...

Befreite Zone (10.05.04)

Deutscher Traumrealismus pur. Inklusive Ausländerintegrationslösung und dem Eingeständnis, oder der Behauptung, dass es im Osten, der Befreiten Zone noch zu viele Nazis deren Gewaltpotential natürlich aus unbewältigter Triebreflektion, (hier Homosexualität) herrührt und Mädchen, die noch die klassischen Rollen und Träume (Kinder und Eigenheim) verinnerlicht haben. Also eine klamaukige aber nicht schenkelklatschende Komödie, die ihre Komik aus den (zu oft leider zu) wahren Klischees ableitet. Da aber alle Beteiligten ausreichend sexuell aktiv sind (gezeigt wird meist nur die Unterbrechung der Zusammenkünfte), der Film scheint ein Naturgesetz zum außerpartnerschaftlichen Verkehr beweisen zu wollen, und auch alle Figuren so realistisch und manchmal fast zu nachvollziehbar agieren, wird die Ost-Kleinstadtbevölkerung nicht zu sehr diskreditiert, es ist ja nun mal so. Doch bleiben alle Lacher gemäßigt, und den Baulöwen, der sich eine Fußballmannschaft inklusive afrikanischem Spielerstar zusammenkaufte gab es ja wirklich (nachzulesen bei Alexander Osang- Das Buch der Versuchungen), dass diese reale Mannschaft es dann nicht in das Bundesligafinale geschafft hat ist dann ja nur eine Ungenauigkeit der Realität. Der Traum war sicherlich vorhanden. Sehr schön auch die Fußballszenen in denen immer wieder die gleichen Großaufnahmen - Schuß, Kopfball des Stars und Ball im Netz - das ewig Einförmige des Hinundhers zwischen den beiden Netzen bebildert.
Ein wenig Irritation erzeugte nur dass die viele sexuellen Nebenstraßen oft völlig folgenlos für die Handlung blieben, auch wäre die unmittelbare Korrelation von Erfolg im Beruf und Ehebett doch sehr diskutierbar, und eigentlich sehr wenig erstrebsam, zumal ja die Weiblichkeit den Erfolg (im Leben) ja mehr als ausreichend als Kriterium für die Bereitschaft heranzieht.
Eine sexuelle Alternative löst ja dann, leider ziemlich voraussehbar, das Integrationsproblem zumindest im privaten Kreise der Filmfamilie. (vgl. Skagerrak). Nur komisch, dass der Lacher für die SÄSsnitz KFZ-Nummernschilder, einige Szenen nachdem man sie an einem Auto sieht, noch einmal gefordert wird als die lehrende Mutter diese ihren Grunsdschülern erklärt. Nette OSTdeutsche Unterhaltung zwar nicht ohne Macken aber mit einigen glänzenden deutschen Indiefilmstars und auch ein zwei Wahrheiten. Gefehlt hat nur noch der 'Baguette-Poten', aber wir waren ja in der Mark und nicht im Freistaat.

lr

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