Der Vorfilm war eher eine uninspirierte Kopie denn eine Hommage an die Hochhausbaufilmszenen der Chaplins und Lloyds. Doch auch die schönen Pastellfarben (ähnlich der Farben der unsäglich kolorierten Dick und Doof-Filme) konnten nicht wett machen, dass das ständige Bewusstsein der elektronischen Bildstanze jegliches Aufkommen von Spannung ob der scheinbaren (um nicht zu sagen: behaupteten) gefährlichen Höhe verhinderte. So wieder einmal eine reine Demonstration, dass man das Handwerk beherrscht, hier sogar mit Einbeziehung eines Rundfunkorchesters auf der Tonspur.

Elling 2 - Nicht ohne meine Mutter (03.04.2004)

Bei vielen echten zweiten Teilen (Kill Bill Volume 2 ist ja nur die zweite Hälfte eines lang(gezogen)en Films, dessen DVD Bonusmaterial schon gleich im Kino gezeigt wird) erhofft man sich ja nicht allzuviel von der Wiederaufnahme der Motive des originären Films, doch Elling war damals so unterhaltend und wohltuend, dass hier eine nette Zeit im Schimmer der Leinwand erhofft werden konnte.
Doch gleich zu Beginn irritiert, dass Elling zwar der gleiche Schauspieler, aber mit seiner Mutter in Oslo lebend, und nicht mit seinem Freund aus dem ersten Film(dort war doch Elling abgeschieden auf dem Land unter der Fuchtel seiner Mutter alt aber nicht selbstständig geworden, und daher dann in der Klapse gelandet, oder?). Auch schien mir seine Psyche stark verändert: Hatte die Weltfremdheit der Protagonisten im ersten Teil noch etwas erfrischend Simplizissimushaftes, das die Fehler der Welt und der Menschen überdeutlich machte, so wirkt Elling hier immer wie ein frühreifes altkluges Kind, das die Welt noch nicht in seiner Gänze erfasst hat und in jeden sich Ihm darbietenden, oder auch nur erscheinenden, Fehler oder Fehlbehandlung seinen drohenden Zeigefinger oder mehr drängt. Desto unschlüssiger erscheinen dann einige Momente in denen Elling und der Film die stillen Töne anklingen lässt und versucht die wahren Werte: Freunde, und die Zuneigung zu diesen, zu vermitteln. Sonst ist der Film wohl nur für Zuschauer unterhaltsam, die sich bei dem running-gag: ein durch das Oberhemd scheinendes ('Höhepunkt': Netz-)Unterhemd, die Schenkel klopfen.
Doch recht gut gewählt sind die älteren Schauspieler, denn die Mutter und ihr platonischer Verehrer erzeugen schon so manchen rührenden Moment, auch wenn, oder weil, man sie bei den letzten schönen Momenten ihres langen Lebens beobachtet. Nicht unwahr sind auch die Über(?)interpretationen Ellings betreffend der Nettigkeiten der ihn begegnenden Frauen, die oft ein inneres Feuerwerk unterdrückter Sexualität auslösen. Da findet der Film schon so manchen wahren Unterton, und zeigt, dass in Jedem ein wenig von Elling steckt.

lr

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