Der Vorfilm war eine mäßig originelle Umsetzung eines ebensolchen Samplemusikstückes. Der Titel 'Popmusik' bezieht sich hier auf das Bierflaschenöffnungsgeräusch und andere mit diesen Behältnissen (Dosen und Flaschen, auch ein Benzifeuerzeug kommt vor) erzeugte Geräusche. 4 Mann auf einer Bühne mit Mikros: Das Schluckgeräusch bildet bald den 4/4 Bass, und die Bilder entsprechen natürlich den Sampleloops. Interessant nur die moderne Version des Splitscreens ohne Kanten, wenn die Loops der einzelnen 'Musiker' natürlich unterschiedlich lang und häufig sind.


Monster (12.April.2004)


Das war ja noch ein Film, den ich nicht brauchte, dieser, weil präzise manikürte und mit frisch angegessenem Bäuchlein versehene Hollywoodschicksen (inklusive Negativ-Bodydouble) nie, auch nicht mit noch soviel herabhängenden Latexoberlippenmundwinkeln und behauptet fahrigen Bewegungen, eine vom Leben gebeutelte Straßenprostituierte glaubhaft darstellen können. Auch nicht, wenn das Klischee ihnen vielleicht ähnliche Intelligenzquotienten und Überlebensstrategien andichten mag. Dabei ist der Film ja sooo reflektiv und sooo ausgewogen: Sie wurde durch ihre (hier kompletten) Kindheitstraumata, und darausfolgende Umstände ohne Bildung und somit ohne Perspektive in die Umstände getrieben, und auch die Männer sind ja nicht alle schlecht, auch die die sie mitnehmen. Aber schlecht wird einem dann doch, wenn sie, nach ihrem ersten Mord, der ja noch in Notwehr beginnt, wie der einsame Rächer eines späten Western in einer Wolke aus Zigarretten- oder Pulverrauch in der Nacht steht. Oder wenn beim letzten Telefonat auch der allerletzte Zuschauer noch darauf gebracht wird, dass alles was die beiden gerade reden, mitgehört wird, indem ein finaler Schwenk die, auch noch unnötig zahlreichen, FBI-Agenten in ihrem Motelzimmer zeigt. Für wie doof hält Hollywood eigentlich ihre Zuschauer? Genauso die Erklärungstraktate, des Vietnamveteranen, der ihr als einziger, von ihr natürlich nicht erkannter, Freund loyal bleibt. Im Ansatz noch interessant, die durch unnötige und durch behauptete Unästhetik gerechtfertigte Kussszenen der Frauen aber geschmählerte Schilderung der gegenseitigen Abhängigkeits-, nicht Liebesbeziehung, der beiden Protagonistinnen. Beide wollen aus den Fesseln ihres bisherigen Lebens ausbrechen, denken, dies nur mit Hilfe der Anderen zu erreichen und sehen endlich die Ineffektivität dieses Versuches. Falls die Figuren soweit denken können, denn die Beschränktheit dieser erscheint schon diffamierend für die realen Vorbilder.
Aber geraucht und gesoffen wird natürlich wie in jedem ordentlichen Film vor 1985 (den Umsatzeinbußen der einschlägigen Industrien muss wohl entgegengesteuert werden, Umsatzsteigerung ist wichtiger als Volksgesundheit in einem Land wo jeder für sich selbst verantwortlich ist, und da hat der Film ja n bißchen recht, und zeigt wohin auch wir in Europa wohl hinsteuern. Aber wahrscheinlich würde behauptet, dass das ja abschreckende Beispiele sind, wenn dem so ist, dann ist es der frauenfeindlichste Film seit langem.)
Synoptisch und emotional uninteressantes oskarlkulierte egomanische hollywoodsche Selbstdarstellung. (Denn wieder hat sich eine Hollywoodstarlet ihren Oscarfilm selbst mitproduziert...)

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