Der Vorfilm war ein, na mindestens partiell, mutiges Stück ohne Dialoge "Über die Hingabe". Wobei mir der Titel hier missverständlich blieb, denn es war wohl mehr die zum männlichen Fleisch, als die zu einer Person gemeint. Sex in Nahaufnahme ohne Worte, doch mit (nicht nur mir zu) viel männlicher Körperbehaarung/malung. Autofahrt mit ihrer Schalthand auf seinem Oberschenkel. Mund- und Fingerbemalungsritual (Schminken im Autoinnenspiegel) mit 'Intimacy' übertreffender Deutlichkeit der Erinnerungsdemonstration an gerade damit Getanem (Oraler Sex). Schritte über überfrorenes Feld. OutdoorParty in sonniger Frostigkeit. Sie tanzt nicht nur eng mit anderem, er geht. Sie in Supermarkt, zu Fremdem: "Hey". Sie im Bett, er kommt in Briefs zum Bett und wirft ihr ihre Freiheiten vor, man hört ihre Rede aber nicht. Aber ihre endliche Haltung zeigt, dass sie bleiben will. Beide draußen, laufend, sie: "Komm".
Soll den Männern wohl zeigen, dass auch sie die Freiheiten der Frauen akzeptieren sollen, denn sie ändern nichts am Wunsch nach der "Sicherheit im Anderen". Wäre deswegen ja der rechte Vorfilm für Gegen die Wand gewesen.


Elephant (29.03.2004)

Wie der Vater des unbeabsichtigten einzigen Helden (John) unkontrolliert auf ein ihm wohl sehr diffus vorschwebendes Ziel (Schule) zusteuert und dabei auch noch andere Autos beschädigt und Verkehrsteilnehmer gefährdet, wird hier wie in einer Variation von 'Kids', nur nicht mehr mit dem Thema Sex, sondern hier dann eben Amoklaufende, ohne Orientierung oder dem Versuch einer Erklärung oder Bewertung auf ein Columbineähnliches (denn wie zur Entschuldigung erscheint dann zu Beginn der Abspann-Credits der übliche Spruch: Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Geschehnissenn... rein zufällig...) zugesteuert, um dann auch noch mit einem miniCliffhanger zu enden.
Hollywood tut sich immer schwer mit seinen Mitteln 'ernste' Themen adäquat zu behandeln, und auch wenn die Hollywoodtypischen Mittel wie: Stars, schicke Kameraführung, Psychologisierung oder Spannung hier angeblich ausgelassen werden, so bedient er sich doch dieser Mittel, anscheinend unbewusst. Vor dem Ereignis gehen fast alle Personen endlos die Gänge der Schule entlang, wie die üblichen letzten Gänge vor einer drohenden Hinrichtung. Es werden eine Reihe von Schülern mit Zwischentiteln namentlich vorgestellt, aber nie eindeutig als un- oder sympathisch gezeigt, auch lassen die Vorstellungen keinen Schluss zu, ob der jeweilige Schüler überlebt oder nicht. Auch werden vor dem Ende des 'wie die Ruhe vor dem Sturm wirkenden' Vormittages, die sich zusammenbrauenden Gewitterwolken gezeigt, ein recht einfaches Bild für den Beginn des Ereignisses.
Bewusst soll hier eine Schilderung der Geschehnisse vor und während eines solchen Ereignisses angeblich völlig neutral gezeigt werden, aber was macht es für einen Sinn, wenn dann der Film auch völlig neutral, wie ein Videospiel, an einem vorbei geht, in dem (Film/Videogame) halt die dummschwätzenden bulimischen Freundinnen dran glauben müssen, die arme freudlos Verstockte erlöst wird bevor sie selbst darauf kommt, Muskelpakete die Lage anscheinend gar nicht begreifen und das Ende ihrer tumben Durchwanderung der brennenden und mit Leichen übersäten Flure dank einiger Kugeln finden? Wenn dann die Täter noch beim TV-Nazidokumentation schauend, deren Kommentar nebenbei auch als Schilderung des heutigen Zustands in der Westlichen Welt durchgehen könnte, und sich unter der Dusche küssend vorgeführt werden, weil sie es sonst noch nicht gemacht haben, dann haben wir alle Randgruppen gleich vereint und können die bequem abtun.
Natürlich wird es immer falsch, wenn ein kurzer Film versuchen würde eine beliebige Auswahl von Gründen aus der Unzahl von Ursachen für solche Geschehnisse herauszugreifen, doch solch ein neutraler, oder eher ratloser Film schreckt weder ab, noch zeigt er Symptome, er ist so informativ wie das Sitzen auf einer Parkbank und den Zug der Wolken und die Veränderung der Himmelsfarbe zu betrachten.
Aber die ziellosen Helden seiner (Gus van Sand) frühen Filme waren ja auch ob ihrer sinnlosen Sinnsuche so schick. Doch auch hier sind die Laien zT. ja ähnlich gut gewählt, wie in obengenanntem.

lr

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