Der Vorfilm war eine expressionistische 3D Studie zum Thema Konformismus. Tausende grafischer Behüteter im Gleichschritt auf engen Straßen. Einer verliert seinen Hut, wird geächtet dann verfolgt, und nur der Diebstahl eines fremden Hutes gliedert ihn wieder ein. Grafisch interessant fast wie Kohlezeichnungen in 3D.


Was nützt die Liebe in Gedanken (02.02.2004)

ist die Frage der vergeblich Angebeteten, die damit den Paul (Daniel Brühl) nur kirre machen will. Und der wiederum von Jana Pallaske nicht ganz vergeblich umworben wird. Denn hier poppen die sonst celebritösen Statisten der Popdisko miteinander. Sonst riecht der Film schwer nach Zielgruppenalarm: romantisch-poetischer Film mit allen momentanen Mädchen-und Jungsschwarmstars: Denn August Diehl ist als schwuler Bruder der Angebeteten und Doppelmörder auch noch mit von der Partie.
Gut, alle genannten liefern solide Vorstellungen ihrer Charaktere ab, sogar der Frau Pallaske nimmt man nach einiger Zeit das verliebte Mauerblümchen ab. Doch die Geschichte des Selbstmordklubs hat doch etwas zu gestrig heroisches und unreflektiv jugendliches, dass es hier fast nur noch Dummheit ist, die zum Äußersten treibt. Eigentlich im Jahr 1927 spielend, sind ja modische Tendenzen der Drehzeit schon immer im Kostümfilm verhaftet und nach ein zwei Jahrzehnten sahen die Piratenjungfrauen nur noch aus wie aus den 1960er Jahren, auch wenn die Kostüme die 1760er behaupteten, aber hier scheinen die scheinbaren Regiefehler und Gags wie: Kondensstreifen im Sonnenuntergang, Scratching am Grammophon, Trommelsession und die unvermeidlichen Popscheitel(bei beiden Mädels und auch einigen Herren) darauf hinweisen zu wollen, dass es sich hier um eine universelle zeitlose Thematik handeln soll oder vielleicht sogar den Kostümfilm selbst ironisieren, aber vielleicht ist die Ausstattung auch nur zielgruppengerecht, wie die Entlarvung der Morde als Dummheit auch. Denn welcher Filmemacher möchte, wie weiland Goethe, die Jugend reihenweise in den (Selbst)mord treiben. (Heutzutage hätten verwaiste Eltern Goethe für den Werther wohl eh verklagt.) Ausserdem wirkt die Handlung wie ein Mix aus Wir und den Träumern: die bisexuelle Komponente (schwul ist schon zu normal, reizt wohl keinen mehr), dort die zu engen Geschwister und ihr Verhältnis zu einem (hier zwei) Dritten. Was wohl gerade die Themen der (Film)Stunde sind.
Obwohl, besonders im Anfang, viele Wahrheiten zur Zuneigungsbildung und -verarbeitung geschildert werden, wirkt der Finger auf Hilde doch recht lehrmeisterlich, wenn Hilde (die Angebetete) auch gesagt bekommt, dass ihr Spiel mit den Jungs auch nur eine Schwäche ist, weil sie schwach wäre, wenn sie sich auf einen konzentrierte. Was sie dann auch noch indifferent äußert, bevor ihre Liäson mit dem Koch endet. Mehr ein hipper Popfilm mit amerikanischem Teeniekomödienmoralanpruch, als eine poetische Schilderung vergangener Geschehnisse. Die Realität derer trotzdem zu weit weg ist um den Eindruck zu verstärken.



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