Der Vorfilm war ein in einigen Aspekten interessanter 3D Animationsfilm. Mit dem Off-Erzähler, der Sätze mit Worten aller europäischen Sprachen bildete, hätte er auch vor L'Auberge Espagnol gepasst. So sieht also heute eine Internationale Tonspur aus. Da der Film auch ohne Worte augekommen wäre, war dies eine nette Idee. Die Kulissen waren zwar eine 3D-Animation, erinnerten mich aber sofort an ein Pop-Up-Buch, da sie zwar im Raum angeordnet, aber die einzelnen Figuren flach waren (womit die Pointe schon recht früh verraten war). Eine Mücke (klassische 3D-Animation) fliegt durch diese Umgebung findet und verliebt sich in einen Vampir, lotst ihn scheinbar zu seinem weiblichen Opfer, die, mit Schlaftabletten im Blut, ihm aber zum Verhängnis wird, da er noch neben ihr schlummert als die Morgensonne ihn verbrennt. Zwischen den Szenen immer ein diffuses Wandeln/Wegklappen (natürlich das Umblättern des Buches) der Szenen, dem die Mücke jedoch bis zur letzte Seite immer entkommt. Im Nachspann dann noch für jeden die Übersicht der verschiedenen Panels.


Der Menschliche Makel (15.12.2003)

Übermäßig oscarambitioniertes Starkino, ohne Identifikationsfiguren. Denn der Protagonist (Anthony Hopkins) verleugnet seine afroamerikanische Herkunft, weil seine erste große Liebe ihn deswegen verlässt, ist Boxerstipendiat in der Jugend und Viagra-Nutzer im Alter, um seine junge, achso schützenswerte, Geliebte (viel zurechtgeschnippelte Nicole Kidman, als dass man ihr die vielfach Gebeutelte abnähme, aber ihr Kopfgeneige durch die dunkelgefärbten pseudoungepflegten Haare ist oscarverdächtig) und sich befrieden zu können. Der mit einem Schriftsteller (unserem Erzähler, der uns mit völlig überflüssigen Offkommentaren z.B. erklärt, dass sein Haus im Wald liegt, was man ja sieht...) Freundschaft schließt, um dann in einer ungewollt latent homosexuellen Tanzszene uns was vortippelt (wieder 'ne Nominierung). Sogar die Nebendarsteller sind für die entsprechenden Kategorien ausgewählt: Die Mutter(oder Schwester) sind natürlich weibliche Afroamerikanerinnen, wahrscheinlich sind die nach Halle Berry gerade bei "Beste Nebendarstellerin" dran. auch Ed Harris als der böse, gewalttätige vietnamverdrehte Ehemann von Frau Kidman ist für die entsprechende männliche Kategorie vorgesehen.
Allerdings sind mir in einem Film selten soviele Continuity-Fehler aufgefallen wie in dieser angeblich perfekt gezirkelten Fallstudie (den Downfall in der Entwicklung vom exboxenden Unidekan zum sexuell aktiven Rentner habe ich noch nicht verstanden). Da hat Frau Kidman erst eine verschorfte Schramme am Unterarm als sie sich kennenlernen, die, als sie sich wieder versöhnen, deutlich frischer ist; da hat unser Schriftsteller je nach Einstellung in einer Szene mal einen verwuschelten Hinterkopf, mal glatt gekämmt; und da rutschen in der erinnerten Striptease-Szene, (hach wie lustig: zu große!) Unterhosen je nach Einstellung mal in die Taille mal wieder auf Hüfthöhe.
Durch die thematische Überfrachtung, bleibt für kein Thema genug Raum, da wird der Dekan in einer Zeit der Politischen Correktness, und der Lewinskyaffäre, wegen einer unbedachten Äußerung, deren Ironie jedoch sehr flach ist (er betitelt nie gesehene, jedoch afroam., Studenten als dunkle Gestalten, was ja bei Bekanntwerdung seiner Herkunft völlig unbedeutend gewesen wäre), da wurde seine Geliebte als Kind vom Stiefvater missbraucht, vom VietnamveteranenEhemann misshandelt, und ihre Kinder starben in einem Feuer. Da spiegelt sich ja das ganze Amerikanische Leben wider. Aha. Da findet die Frau des Exdekans plötzlich den Tod, der will ein Buch (erst mit Hilfe des Schriftstellers) schreiben, verwirft es, findet (s)eine Geliebte, lebt auf, seine Umwelt reagiert verstört, will es ihm ausreden. Doch der Sexualtrieb ist bei einem Boxer halt größer, und da ja auch noch der Beschützerinstinkt dazukommt, sterben sie doch in trauter Zweisamkeit durch (ach wie symbolisch, die Gesellschaft von einem aggressiven psychopathischen Ehemann repräsentiert) den Ehemann, der die beiden ohne Berührung, also durch Isolation, von der Fahrbahn/aus dem Leben drängt.
Völlig unverständlich ist dann, dass der Film nicht mit dem Unfall endet, sondern noch ein dröger Epilog folgt, in dem der Schriftsteller noch des Dekans Herkunft ergründet und ihren Peiniger/ExEhemann/Mörder trifft. Wozu auch immer.



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