Der Vorfilm war ja thematisch passendst: Ein Grenzzaun im Wald wird von einer Gruppe heimlich durchstiegen. Einer der Grenzübertreter mit einem künstlichen Bein im Rollstuhl. Da verwirren die eingespielten Lacher. Als der Rollstuhl nicht gleich durch das Loch im Zaun passt wird die Gruppe von der schweizer Zollstreife erwischt und in Abschiebehaft genommen. Das Verhör des Einbeinigen wirkt nun durch die eingespielten Lacher absurd. Am nächsten Morgen wird die Gruppe zurück nach Deutschland gebracht, die Prothese vergessen und unter eingespielten Lachern von der Polizistin zurück nach Deutschland über den Zaun entsorgt. Wahrscheinlich haben die Schweizer das Gefühl, dass ihre Nachbarn versuchen die überschüssigen Glieder der Gesellschaft nach der Schweiz zu entsorgen...


Tor zum Himmel (08.12.2003)

Grimms Märchen in den Katakomben des Frankfurter Flughafens. Hier werden Prinz und Prinzessin, Hofnarr und böse Schwiegermutter, böser und guter Zauberer von mehr oder weniger illegalen Einwanderern, Schleppern und Ausbildungschefs ersetzt, um dann doch das übliche Liebe-überwindet-alle-Unbill-Märchen zu erzählen. Oder die übliche "orientierungslose (end)zwanziger werden von ihren hochfliegenden Träumen Abschied nehmen müssen, um in der Realität ein gemeinsames Familienleben zu beginnen-Geschichte". Und das wird dann trailerwirksam, mit, wohl vermeintlich trendigen, Bollywoodzitaten, die allerdings nicht übersteigert, sondern nur nachgemacht wirken, ausgeschmückt.
Der illegale Flughafenarbeiter (Prinz Alexej/ Student im 25. Semester) trifft bei seinen nächtlichen Träumereien im Cockpit die Putzfrau (Prinzessin Nisha, Alleinerziehende Mutter) bei ihren Stewardessenübungen, und verliebt sich natürlich in sie. (er drahtig muskulös, sie die größten indischen Prinzessinnenaugen, die zu kriegen waren, also kein Wunder...) und um ihr seine Liebe zu versichern bietet er ihr an ihren Sohn aus Indien zu holen. Auch der Ausbildungsleiter (böser Zauberer/Exfreund) versucht sich durch scheinbare Dienste bei der Erlangung einer Stewardessenausbildung an sie ranzumachen, was Alexej natürlich eifersüchtig macht. Der Schlepperorganisator will nur Geld von Nisha, um ihren Sohn holen und retten zu lassen. Sie steht also zwischen 3 Männern die alle was von ihr wollen: Liebe, Körper, Geld. Diese Überanforderung lässt dann den Konflikt aufkommen, wobei der Sohn vertauscht und in Abschiebehaft kommt. Die Rettung des Sohnes (im biblischen Bastkorb) durch Alexej, glückt dann dank des Afrikaners (gute Zauberer, Hans im Glück/Freund) der im entscheidenden Moment durch seinen kometenhaften Aufstieg im kapitalistischen System (erst lebt er aus den Koffern der Laufbänder, dann verkauft er seine gschnitzten Ziegen an reiche Flugäste, ersteht einen Boss-Anzug und findet dann noch mit Hilfe einer Ziege den Schlüssel zu einer Prollnobelkarosse (wie sie als Kombis jetzt auch von unseren Sicherheitorganen geleast wurden), die so zur Kutsche wird)) die neue Kleinfamilie rettet und diese in das Paradies Mainhattan fährt.
So auch hier wieder die Predigung der eigentlich amerikanischen Werte, aber wo es uns angeblich auch nicht mehr so gut geht und die soziale Komponente unserer Gesellschaft sich der u.s.amerikanischen annähert, sollen sich wohl auch unsere Werte an deren wieder annähern (wir brauchen ja Renteneinzahler).
Könnte mir auch vorstellen, dass einige Leute Probleme mit der Idealisierung von Deutschland zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten für Zuwanderer haben. Aber die haben wohl die größeren Probleme mit sich selber.
Ausreichend unterhaltsames Märchen in neuer Kulisse, nicht ohne Klischees, aber von dem Verhältnis von Bekanntem und Originellem leben Märchen ja.



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