Tatsächlich ...Liebe (17.11.2003)



Der Vorfilm passte mal wieder wie die Faust aufs Auge, denn ein junges französisches Paar auf Urlaubstour (im Volvo!?-Kombi). Seine Heiratsanträge nerven sie ein wenig, sie bittet um Bedenkzeit. Als das Benzin ausgeht, er schieben muss, und sie faul verwöhnt im Wagen sitzt, wird sie von ihrer Schwangerschaft zwar entschuldigt, aber das Rauchen während er Benzin holt ist unentschuldbar (kann natürlich auch französische Raucherunsensiblität des Autors sein). Als sich seine Rückkehr verzögert und sie unruhig wird, knallt plötzlich etwas auf das Dach. Und wieder. Wir sehen nicht was es ist. Sie auch nicht. Unruhe weicht der Panik. Bom. (So der Titel) Der erste weitere Wagen auf dieser Ausfahrt flüchtet beim Anblick des Volvos panikartig. Polizei und Rettungswagen kreisen den Wagen ein und nehmen das auf dem Dach ins Visier. Eine Lautsprecherstimme bewegt sie zum Aussteigen, doch sie solle auf keinen Fall zurück sehen. Sie tut es natürlich doch. Ein Mann (kurz an Michel Piccoli in Themroc erinnernd) auf dem Autodach schlägt mit etwas aufs Dach. Es war der Kopf ihres Geliebten.
Nettes Bild für: Er hat nicht mehr warten können/wollen und festgestellt, dass sie eh eine verantwortungslose Schnepfe ist, und den Abgang gemacht. Die Realisation dieses Verlustes traumatisiert sie dann aber doch entsprechend.

So und der Hauptfilm war der von mir am allerwenigsten gesehenwollende dieser Kaltsaison. Und so war ich dann von der Vielzahl der vorhersehbaren Episoden, deren Verbindungen nur behauptet sind, dermaßen gelangweilt, dass ich dann bei einer Handvoll schöner Bilder/Momente doch überrascht war, allerdings sind bei 135 min ein paar moving scenes dann doch sehr dünn.

Für jede Zielgruppe eine Episode, von erster Liebe bis alter Männerfreundschaft ist alles vertreten: Der 11jährige der sich in eine ameri/frikanische Austauschschülerin verguckt, sein (Stief)Vater, der trauernde Witwer, der dann doch noch Claudia Schiffer kriegt, die Eltern seiner Mitschüler(was ne Verbindung!) die von der Büroschlampe Heike Mackatsch auseinander gebracht werden, der Bruder der Betrogenen(!) Hugh Grant greift sich seine füllige und nebenbei vom President of USA belästigte Teeserviererin, der verlassene Schriftsteller (war da ne Verbindung?) nimmt seine portugiesische Haushaltsfrau zu eben dieser. Der alternde Rockstar wird zwar nicht nach zwei Minuten bei Elton Johns Party schwul, gesteht seinem Manager dann doch am Weihnachtsabend(jetzt ist es raus: es ist ein Junge, nein Weihnachtsfilm!) dann doch die innige Freundschaft. Die Lichtdoubles bei einer Pornofilmproduktion(oder ist es nur der die Familientauglichkeit, die aus den Pornodarstellern Doubles macht?) finden zueinander, die mit einem kranken Bruder beladene jedoch nicht zu ihrem Büroschwarm, der Sex/Beziehung mit diesem charakterlos bleibenden BigJim wäre sowieso nicht ergiebig gewesen, daher ist die vom Bruderanruf unterbrochene Nacht nach der Weihnachtsfeier, sicher eh kein Verlust gewesen. Dem englischen Trottel, der in der Heimat keine abbekommt, ist in den USA wohl mit dem Europabonus Erfolg bei den mittelwestlichen jungen Damen beschieden, und sorgt für die flachen Lacher. Und der, ja wessen was der war weiß ich nicht mehr, gesteht der Frau seines besten Freundes seine Liebe und begnügt sich damit. Und damit der Schmonz perfekt ist, muss Mr. boring Bean noch ein Paket einpacken.
So auch was für sie dabei? wir haben noch so manches Schmankerl im Gepäck, tadätadä. Aber wenn die Liebesgeschichten aus der Retorte einem so langsam dann doch ein wenig an die Blutpumpe gewachsen sind, dann gibts die schönen Momente: der elfjährige (Sohn oder Bruder von Winona Ryder? er sieht zumindest so aus) versucht seine Angebetete noch im Flughafen zu erreichen, allerdings hat sie die Sicherheitstore schon passiert und so steht er von Sicherheitsbeamten verfolgt vor dem Metalldetek-Tor wie vor dem sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser und dieser wird zur Initiation. Und der Heiratsantrag des Schriftstellers, dem sich der (Film)Autor als seinem Alter Ego, natürlich die hübsche portugiesische Haushaltshilfe zugedacht hat, vor versammelter Ortschaft (in mühsam erlernter, aber dennoch gebrochener (untertitelter) Landessprache), zeigt sehr schön das Unvermögen dabei die richtigen zu finden und auch die Unwichtigkeit der Wortwahl in solchen Dingen. Sie hat dann auch heimlich englisch gelernt, was ein Mäuschen.
Kunsthandwerk, um die Familien zur Weihnachtszeit (ein wöchentlich eingeblendeter Countdown unterteilt die Handlung nicht wirklich) ruhig zu stellen. Die simple Botschaft, die sich durch alle Episoden zieht ist: 'if you love - say it' Zu befürchten ist nur, dass sobald der Film von Millionen goutiert, so manche unerkannt Angebetete plötzlich nie erhofften oder erwarteten Eröffnungen ziemlich unvorbereitet gegenüberstehen wird.