L'Auberge Espagnole - Euro-Pudding (27.10.2003)

so ein schöner film, auch das lange warten vor dem saal hat sich mehr als gelohnt, obwohl diesmal kein vorfilm lief, wohl weil sie mit Verspätung mit dem Einlass begonnen haben.

Dieser Film ist: eine Entwicklungsgeschichte (weg von der ersten großen Liebe (und dann auch noch Audrey Tautou), ein Werbefilm für Barcelona / Gaudi (im doppelten Wortsinn) / ErasmusStudentenaustausch / Europa und ganz besonders Toleranz (Als Kontrapunkt zu den immer wieder die Familienethik predigenden USA-teen/twen-Komödien). Und auch französisches Starkino. Ein wunderbar leichter, aber genau beobachteter Film, der das Leben idealisiert, aber nicht vereinfacht, und immer so zeigt, wie man es sich ja dann doch eigentlich wünschen würde, wenn das eigene nicht immer viel komplizierter zu sein scheint, als das der anderen.
Eigentlich nur ein Jahr Auslandsstudium, und weils ja (eigentlich ja bestimmt nicht erst) seit ein paar Jahren so schick ist diesmal natürlich nicht in den VSvA, sondern in Barcelona. Unser Erzähler , man muss immer aufpassen nicht zu vergessen, dass er nur ein schauspieler ist (geschrieben und realise von Cédric Klapisch), denn er wirkt so perfekt wie einer der sich selbst darstellt. Als er dann, getrennt von seiner Freundin und der Heimat Paris in Barcelona den Platz in einer WG findet, bildet diese die perfekte Projektionsfläche um alle Aspekte der europäischen und der eigenen Identität abzubilden. Eine lesbische Mitbewohnerin zeigt ihm die richtige Herangehensweise an (verheiratete) Frauen (angeblich in Maßen dominant), der Skandinavier, wird von seiner spanischen Freundin dazu gedrängt zu seinem Kind zu stehen, die Engländerin soll auch mal das Leben genießen, was sie prompt mit einem einfach strukturierten Ami macht (und alle ihr prompt helfen müssen als der heimische Freund überraschend erscheint), und der Deutsche wird vom noch nicht vorurteilsfreien kleinen Bruder der Engländerin an die Vergangenheit seines Landes erinnert, dass dies aber mittlerweile sehr unpassend ist macht dieser Film dann noch klar. Auch die drogenverpeilte Morgenszene nach dem Club fehlt nicht und ist mE trefflich abgebildet. Und der große Frust nach dem Verlust der Lieben in Paris wird mit Dauerfernsehen betäubt. Blabla, mir gefällt der Film trotz oder wegen der vielen Wahrheiten und einiger Klischees.
Anzumerken wäre nur, dass es in Frankreich anscheinend die besseren Caster gibt(auch wurden wohl alle in ihren Heimatländern selektiert), denn selbst die Nebenrollen (z.B. der richtige Freund der Engländerin: wie ein junger besser aussehender Jean Reno) sind schon unrealistisch wohlfeil ausgewählt.

Nachtrag (28.10.03-18:00):
Schön auch die vielsprachigen Dialoge (nur die Offstimme war sychronisiert), der Rest waren franz/englisch/spanische Dialoge, inklusive lustiger Verwechslungen: die Engländerin war ganz verstört, dass jemand am Fon meint, er sei inner "la fac" (wo sie natürlich fuck verstanden hat, naja n bißchen flach, aber kompliziertere Witze sind dem Massenpublikum wohl seltener vermittelbar, darin sehe ich aber den Verdienst von Leuten wie Tarrantino, die machen sone um drei Ecken gedachten Dinger, und das wiederum macht dann wohl ihren Erfolg aus, huch, jetzt werde ich ja richtig kulturoptimistisch).