Das Wunder von Bern (06.10.2003)

Vorfilm: Französisches Kaff. Der Barbier geht vor dem Laden seiner Beschäftigung nach. An der daneben liegende Bushaltestelle warten einige Einwohner mit sehr ausgeprägten Physiognomien. Da erscheint ein deutscher Offizier und lässt sich rasieren. Einige der Wartendenden beobachten die Rasur und stiften gestisch den Frisör an den Deutschen bei dieser Gelegenheit zu töten. Einige raten aber ab. Der Barbier kämpft mit sich selbst verschont aber den Kunden. Dieser bietet ihm zum Lohn eine Zigarette an, ershießt ihn aber dann grundlos. Die Wartenden lassen ihn abziehen und steigen wortlos in den angekommenden Bus. Der Frisör liegt tot auf dem Trottoir. Nettes Gleichnis für die Gesellschaft der Maulhelden, und wirklich sehr ausgeprägtes Gesichter-Casting. Das war dann auch schon der Höhepunkt.

Denn der DFB-Werbefilm zur Legendenbildung, wohl anlässlich der drohenden Fußball WM in Deutschland, konnte sich nicht von den unzähligen Imagefilmen großer Konzerne abheben. An vielen Stellen konnte man schemenhaft erkennen, das an inigen Stellen auf die Tränendrüse gedrückt werden sollte, aber leider wurde es nicht adäquat umgesetzt. So wurde ein Bilderbogen mit Illustrationen wie aus einem Jugendbuch der 50er Jahre daraus. Kurze Haare, Petticoats, rote Lippen und die Trikots noch aus Baumwolle und die Trainingsanzüge haben noch den Schnitt von vor 15 Jahren. Und anscheinend war dieser Sieg so wichtig für Deutschland und somit seine Feier so verwerflich (und auch jetzt noch ist). Denn nach diesem Sieg, "war Deutschland wieder wer", das Land, das den Krieg verloren hatte, hatte gesiegt. Und sowas darf man jetzt wieder/immer noch feiern. Aha, na viel Spaß.
Sonst hat auch Peter Lohmeier den Film nicht heben können, der physisch die Rolle des späten Heimkehrers besser bewältigt als schauspielerisch, wohl weil das hölzern geführte Chargiere fast aller seiner Mitschauspieler ihn nicht besonders angeregt hat. Am besten noch der ach so niedliche wohlgecastete Hauptdarstellerjunge. Zu bemerken ist vielleicht noch der Versuch der Parallelenbildung der Familie Deutschland, die nach dem Krieg auch ohne Vater/Identifikationsfigur funktionierte, aber nach der Rückkehr des Vaters/Fußballmeisterschaft nicht mehr die gleiche ist, aber irgendwie dann doch besser. Dies zumindest wird hier behauptet. Deutschland braucht also einen Führer, sei es nun der vor '45 oder Sepp Herberger, oder der Fußball allgemein, Hauptsache die Deutschen können in Scharen irgendetwas zujubeln. (Wenn auch hier die blaugrauen Massen im Stadion nervig im Rechner generiert waren)