lr4.de




texte aus dem fake-fanzine (1997 - 2000) _______onomatopoetismen


onomatopoetismen (fake #6, start.98)

In einer Zeit in der die Boygroups gerade den unsäglichen "Rap"adaptionen von alten 80er - Säuseleien weichen, sogar Plattenhüllen gecovert werden (es gibt nach Spaceman 3 jetzt eine Tablettenschachtel auf MFS...), unsere zeitweiligen DJ-Helden als Residents jegliche treibenden Kräfte an die Routine verloren haben, oder Partyreihen, deren kompromißlose Akustik mit harten Kanten ehemals Hallen füllte, in schicken Clubs zu von Touristen konsumierbaren fast technoesken Tanzabenden mit immer den gleichen mehr oder weniger insideHits verenden, Radiosendungen wohl bald als Sprachrohr eines Zweiges des Atonalfestivals fungieren, der die Multischizophrenie und Megapoliseinsamkeit selbst dem friedfertigsten Landbewohner einzuimpfen vermag und Jungle aka DB nicht im logischen Fortschritt der jazzigen Fläche verflacht, sondern sich in doofen düsteren Densoundmachichauch12inches oder Beateinton verliert, ja da ist man froh, wenn man nach stundenlangem Horchangriffen zwischen bum tchak bumtchak mal wieder einen netten Vibe oder sogar eine neu erscheinende Idee erhascht. Ich habe beschlossen, daß die musikalische Produktion wohl von zentraler Stelle (GEMA ?, will wohl die Menge der Tantiemenempfänger aus Angst vor dem 2000er EDV-Crash erstmal minimieren) mindestens bis zur Jahrtausendwende zum Stillstand gebracht worden ist/werden soll und wir uns bis dahin mit Wiederverwendetem begnügen sollen. Folgende GrünerPunkt Produkte sind dem Schreiberling aufgefallen: Nach der beachtenswerten 12" von b-scale auf mamasan erregen die releases 005 (nach Photek -Intro nur statisches mmftchk-mmftchk) und 006 (langsam überflüssig gewordener LogicalProgression Sound) nur mäßige Aufmerksamkeit. Auf modern urban jazz gibts genau dies von Blame und Justice produziert, SlobShop liefert auf poets club records 003 unterschiedlichste Mixe (zwischen Ambient DubJazz und mittelmäßigem DB) vomTrack Gone, und auch DJ Rap (sie ist uns noch mit tollen Sets anno '96 im Ohr) begeistert nicht gerade durch eine 12" von '98 auf proper talent rec. 017 im Sound dieser alten Zeiten. Wer noch nicht genug hat vom superrollinsoundofdasebel dem seien die Plates von Joker Records empfohlen : HipHop-Intros aber dann... makesyamoove, Joker 032 sogar auf einer Seite mit Klassik-Sample, mindestens lustig. Wenn wir grade dabei sind: Die Berlin Connection 002 enthält einen Track von Sebel "Test" (Safari-Mix) und einen von Safari selbst, deren Innovationsschub ist aber wohl erst nach intensiven kontextinvolvierenden Studien zugänglich, denn die Sounds sind auch noch aus alten Tagen. Angenehm minimalistisch swingend mit Bass, ist Sublogics auf audio blueprint, wenn auch der Höhepunkt fehlt, doch da behilft man sich mit einem etwas lebhafteren Track , wie zum Beispiel droppin science 015 von Danny Breaks . Die Case Invaders 007 spekuliert wohl auf die Wirkung von Girly voices, die den Wiedererkennungswert steigern, aber den Anspruch senken, nett; die CI 006, enthält dagegen mit Soundtrack von audiolife/feed ein Stück, das sich durch die langsame aber stetige Steigerung und der angenehmen Ausgewogenheit zwischen Komplexität und Harmonie auszeichnet. Hidden agenda (creative source 016), wider Erwarten sehr organisch, fast melodiäs mit zwei guten Seiten: The Sun mit spanisch klingendem Gitarrenlauf und 12 Seconds: an der Oberfläche vielleicht ein bißchen zu glatter Beat, halt leichter verständlich wie vieles dieser Tage.) Aquasky , ich spreche es lieber polnisch aus, auf major (polydor-sub Passenger) nur die B-Seite hat aktuell klingenden Sound , und eine lange Cue-Rille... Karma, Static Travelling (Ono Sendai Rmx), sticht durch den ungewöhnlichen Beatsound hervor, E-Bassklänge des Originals und kurze Trace/Nico-Sounds setzen Akzente und wahwahende Flächen runden das Ganze ab. Die Platte fürs Auge: Weißes Vinyl und Eidotterlabel, die Over Easy EP (mindfood 039) enthält aber nur netten KlapperBleepJazzPop von Strange Brew, Matt Biancoartiges mit ufftick ufftick...von Gravity's Rainbow und den kläglichen, nur hektisch klingenden, Versuch flächig unterlegten LP-DB zu erzeugen, oder milde schwingende AusdemHochhausfensternberabendlichesMitteBlickenundleichtmitdemKopfwippenabernichtsEm pfinden-Track, je nach dem welcher Speed eingestellt ist. Aphex Twin, Warp, Come to Daddy stellt den Plattenkäufer vor ein Problem: sehr schöner supersmoother Song auf CD, aber ein Track auf der CD ist auf 33 (Umschalten auf einer 12"- Seite ist ja nichts neues bei Mr. James) einfach goutierbarer als auf 45. Und natürlich auch ziemlicher Krach, der an seine Asthma-Platten erinnert. Tischtennisbälle, Kindergequake und auch Klänge die sich eigentlich mehr nach Deathmetal anhören, als nach Elektronischer Musik...... Meine Empfehlung: Lest Arno Schmidt und hört DLF (gute Features) und Jazz(radio), wenns richtig klappert, ein guter Jazz-Drummer ist 1000mal grooviger als 20 DB-Programmierer. Oder besorgt euch eine 303/808-Emulation (www.propellerheads.com )für PC/Mac und macht es besser.



onomatopoetismen update 2.0 (fake #7)

Kurze vergängliche Augenblicke des Wohlgefühls weichen schnell der Lethargie des Alltags, der Ziellosigkeit der Existenz. Es scheint, nur die Kürze des Positiven läßt dies strahlend erscheinen gleich einem winzigen Stern am nächtlichen Stadthimmel, und doch kann er so hell brennen, als weilte man auf der Oberfläche dieses Gestirns. Oft, oder immer?, sind oder werden die guten Momente mit Musik verbunden, ausgelöst oder verstärkt. Natürlich meist mit der Musik, die gerade hip ist oder die wir dafür halten. Manchmal öffnet einem auch völlig Artfremdes (z.B. nova bossa, tango) völlig neue Sichtweisen. Doch ist es wohl diese selbst geschaffene Verbindung, die uns die Klangkonstruktionen eines anderen, selten unsere Eigenen, sollten wir uns darin schon einmal versucht haben, so wertvoll machen. Unlängst konnte man im WMF Rosen vollendeter Schönheit gewahr werden, die sich schon vor ewigen Zeiten im Foyer des Bluhmenladens dem aufmerksamen Rezipienten nicht enthielten. Eine davon war akustischer Art. Das wunderbare BreakbeatTEra (FullCycle/XL) von RoniSize & Die mit seiner unverwechselbaren Zupfbassline hat rmxed noch mehr Fahrt, zeitgemäß natürlich weniger Vocals, (nur "life..." ist übriggeblieben), jetzt einen straighteren, aber nicht zu geraden, Beat und ist so movitierender, ja movitierender, denn je. Ebenso olle, aber immer noch wohlschmeckende, Kamellen, nein Sahnebonbons, liefert Dope Dragon auf der das Ways of the Dragon-Album ankündigenden Double-EP Combustion, die Klassiker wie Dictation(rmx)(mit dem Zarathustra-Intro) von MASK und Sgt. General von 3WAY enthält, für alle der guten alten Zeit mit rollen Bässen, wirbelden Hihats und coolen MCSamples ein wenig Nachtrauernden. Aber "the musical evolution has not ended" in 1996 und so ist DB zwar cooler geworden, es hat früher vielleicht noch mehr Spaß gemacht, die Eins mußte erst gefunden werden und die Produktionen wirkten dramaturgisch gewiefter, heute wirkt vieles kalt und fast (denn mir ist es egal ob der Bass oder die Snare grade sind... ) technoid.... doch nach der LParade weiß man wieder, was man an Breakbeats hat. Liegts daran, daß glattere Beats leichter zu programmieren, leichter zu mixen und leichter zu konsumieren sind ? (Manchmal hofft man schon auf etwas ganz Neues, und das ist ganz bestimmt nicht Speedgarage oder Big Beats) ((((Holzhammermusik "für Leute die denken sie seien cool", (aber eigentlich Musik hören wie der Durchschnitsphillcollinsrezipient.))fuckoff hör uff zu meckern!!!!!!!! )))). Aber zum Glück gibts ja noch etliche Tracks und DJ's, die trotz dieser allgemeinen Entwicklung das Obige auslösen können und zum Wohlbefinden beitragen können.

Wie die infrared009, hier schockt Rotation von J.Majik erst ein wenig, weil es gleich an den Track '97: Repertoire erinnert; swingt dann aber doch sehr eigen, ebenso fließend wie gebrochen mit zuckersüßen bienenschwärmigen Streichersounds. Noch schmeichelnder ist die neue LookingGood 016 Planetary Funk Alert von SEBA, der hier immer noch der Eurasia extended Ästhetik entspricht, und mit perfekten Popharmonien besticht, aber die Struktur noch bei 100% DB beläßt, schöner kann DB nicht sein. Die Kompilationen Logical Progression aus dem gleichen Hause sind, im Jahresturnus, nun schon bei "level 3" angelangt. Diesmal ziert das Cover eine (die?) Sonne, obwohl die Bukem-Crew irgendwie ja nicht mehr im Mittelpunkt des DB-Universums steht. Jedoch enthält diese, wohl wegen der niedrigeren Erwartungshaltung schon wieder einige Lichtblicke. Es sind auch aktuelle Sounds zu vernehmen, denen aber in der LP-typischen Weise alle aggressiven, scharfen Attribute genommen wurden. In der Summe bewegen sich die Tracks aber weiterhin in dem schon weitestgehendst erforschten (Sonnen-) System. Allerdings ist die Live-CD von INTENSE streckenweise, mit Jazzrockigen Solos aller möglichen Live-Instrumente, eher peinlich, wie das Merchandising Katalögchen und die Goodlooking-membership.(15Pounds/a). Atmosphärisches, ganz ohne Logical Progression- Anleihen, läßt case invaders 008 von view to the future, von dem wir ja schon reduzierte, jedoch musikalische Tracks gewohnt sind (Music is Music-Trilogie auf alpha kid) diesmal erklingen, diesmal ebenso mit weichen Harmonie(wechsel)n. Ebenfalls Local Act, obzwar schon in den einschlägigen Radiosendungen und Clubs schon ausreichend (selbst-) gefeatured, soll die hard:edged 001 von one:soul gold nicht unerwähnt bleiben: scharf geschnittene Sounds mit verzerrten feedback-Flächen erzeugen den Genuß nicht entscheiden zu können, ob es theoretisch swingt oder statisch rollt. Die Flip Side Gold nicht ganz so prägnant, aber doch ebenso vieldeutig. Auf dem weitgefächerten 3er-12" von GrooveAttacks Sub Krush Grooves sind besonders die Tracks von Ono Sendai (bestes Bassgewahwah mit den ihm eigenen Details), DJ Sunrise (sehr mellow) und DeePulse& X-plorer (schön dark und theoretisch) hervorzuheben, der Track von MYER ist allerdings gefährlich (watch out for your needle). Auf N.O.H.A.'s time&vision Dbl-12", remixen Matrix (pumpender Bass mit Sax), Sasquatch (eins dieser "Club-Bretter", gerade und doch moduliert.), Greenman ( Girlsvoice vs. Bassdarkness) und Panacea (Statikdüsterniss=gestrig), der zusätzlich verachtenswert in einem seiner Videos die Assoziation harte Beats(sounds) zu harten Schlägen (Gewalt) herstellt (Heavy Metal Niveau). Dagegen sind Dune auf thrive ja schon für nette Bassechosprenkel-Sounds bekannt und so gefällt Pentagon City mit seinem flüssigen Beat sehr, dem bleepigen, etwas verspielten, Rmx hört man aber die DB-welsche Herkunft von der fernen US-Westküste an. Die Partisan 001 liegt schon etwas zurück, lieferte aber wunderbare Flächen mit eben nicht diesen geraden tschiktschiks, und nun ist davon ein wunderbarer Rmx von Neil Trix (part 001R) erschienen, der eigentlich viel mehr ist als das. Ein geradezu gleitender Beat und eine ebenso, sich wie eine sanft eingestellte 303 anhörende ,aber komplexere, Bassline. Sonst befinde ich mich noch, ebenso wie für diesen "Sommer", im Entscheidungsprozess, was die neue, von allen geliebte, BeastyBoys betrifft und strebe nun den Weihen der Popkomm entgegen und vielleicht auch denen der Wellen des Ostrandes des Pazifiks.


onomatopoetismen 0.3 (fake #8)

In dieser Zeit des nun wirklich langsam zu Ende gehenden Milleniums scheint sich wirklich jeder zurückzuwenden und auf das schon Existierende, von Ahnen oder älteren Brüdern geschaffene zurückzugreifen. Die Beastie Boys hören sich manchmal an wie Santana, und bringen ihre Samplevorlagen auf einer Compilation heraus. Der fake hat eine Classics-Seite und wir sagen immer öfter, ja früher, da wars noch geil... Eine Kombination aus dieser Rückschau und gleichzeitig deren Umkehrung in die Progression ist wohl die, mittlerweile etablierte, Form des Remix. Es wird auf Bestehendes zurückgegriffen um etwas (oft) völlig Neues zu schaffen. 'Chinese Whispers' - diverse remixe(r) (sprawl imprint) ist eine CD mit einem namenlosen Song und den in 10 Versionen. Samples von stereolab wurden von sons of silence rmxed, dessen Track wird von ultramarine benutzt usw. bis stereolab die samples von t power verarbeiten und sich der Kreis so schließt. Obwohl der Produzent des vorherigen Tracks auch immer als Autor des folgenden erscheint, haben die Tracks viel weniger gemein als man vielleicht zuerst daraus schließen würde. aphextwinartiges mit knatterflattertickertams, dubhousiges, tripharmonisches, auch die Kombination mit dnb fehlt nicht, bleibt aber immer auf der elektronischen, künstlerischen Seite, entsteht aus dem Ausgangsmaterial. Hier ist das Remix Konzept in einer puren Form verwirklicht, denn die Produzenten wußten nicht wessen Samples sie in ihre Soundprozessoren hineinluden und gleichzeitig wird (mal wieder?) bewiesen, daß die Wiederverwertung von Sounds, hier Musik, nicht mehr zwingend als Semiplagiat abzuwerten ist, da, in Zeiten der Produzenten (und Impressarios ?), solche Tracks nicht selten mehr neue Kreation enthalten als die kreative Differenz manch zweier unterschiedlich benannter Tracks eines Musikschaffenden ausmacht. Da werden neue Sounds und /oder Rhythmen (wie schreibt man das nach der Rechtschreibreform? ((genauso!?..!)) gefunden, geschaffen oder kombiniert. Manches Mal werden lohnende Ansätze aktualisiert, sprich mit den aktuellen Sounds umgesetzt, oder wie auf der Form&Function von Photek (science), intensiviert oder einfach von kühl -theorethisch nach warm swingend transformiert. Auf diesem Album ist das Verhältnis rmxe : originale Tracks ausgewogen, sogar der direkte Vergleich ist in drei Fällen möglich. Photek aktualisiert Seven Samurai hier selbst. Er transponiert diesen ursprünglich Atmosphärischrollenden mit seinem mindestens geheimnisvollen, wenn nicht mystischen Bass zu einem im Vergleich leichten, swingenden FastmelodiebassTrack, so daß das Original fast statisch dagegen wirkt. Peshay & Decoder schmücken das Bladerunner_im_ Regenwald_Stück Rings around Saturn mit den dies Jahr üblichen Funkbläsersamples und glätten den Beat tanzflächengerecht. J Majik, setzt in UFO rollswingende Baskzente und läßt auch mal seine warmen Flächen hereinscheinen, wo vorher die kalte theoretische Leere des Alls mit sich nicht zu wiederholen scheinenden Fraktalen faszinierte. Doc Scott macht aus dem variierenden guten alten Jungletrack Water Margin eine stetig treibende Margin '98. Form&Funktion erscheint zuerst als ein etwas hochstapelnder Titel für eine ... äh ... ja, Popmusikplatte. Wird man sich jedoch der Ambivalenz bewußt, die diesem Begriff seit einigen Jahren, mindestens mit dem inflationärem Gebrauch des Terms 'design' seit Einbruch der Postmoderne, anhaftet, da dieser meist für reines Styling benutzt wird, (siehe Colani oder blasige Toaster), scheint er doch, wenn auch sicherlich nicht so beabsichtigt, gut zu passen. Und so muß der Hörer selbst entscheiden, ob es sich bei Wiederabmischungen nur um Styling handelt, da das Original schon der substanzlosen Effekte wegen der psychologischen Alterung unterliegt, wie die Zierleisten unserer Autos, und deswegen erneuerndes Styling bedarf. Oder ob es sich um echtes, zumindest zeitweilig, zeitloses Design handelt, in dem zwar die zur Verfügung stehende Technologie die Form mitbestimmt, wie bei der guten alten Sapperlampe Tizio, deren Form die Niedervolttechnik erst ermöglichte, so wie die derzeitigen Soundtools und Sequenzer die heutigen Musikformen mitbestimmen. Die Größe eines Werkes hängt davon ab wie weit sich der Schaffende von der Technologie lösen kann, um dann mit dieser vorhandenen Technik etwas Neues zu schaffen, das dann Kunst oder/und einfach ein geiler neuer dnbTrack ist. Den Amerikanern des Südwestens gelingt es in Perfektion, reine Form ohne Funktion zu erschaffen, wohl weil die Natur mit Ihren beeindruckenden Bildern ihnen dies ja vormacht. Wenn aber die Natur nur aus der Enthropie heraus und wohl auch ohne zentralem Lenker in langen Zeiträumen reine Formen erschafft, so ist es beim Menschen nur unnötige Verschwendung von materiellen, und manchmal auch mentalen, Ressourcen. So wie diese Seite, nächstes Mal gibt es wieder 12"s. lr




onomatopoetism 5.0 (fake #10)

Das Sommerloch wäre nun mal wieder überwunden und nun gehts nur noch ab ins next Jahr10³. Die Erfindungen dafür sind bereits gemacht und wir sind nun in der glücklichen Lage die realen Ergebnisse mit den Fiktionen früherer Tage vergleichen zu können. Die Drahtesel sind vollgefedert, Rucksäcke sind jetzt asymetrisch, die beschreibbare, anzeigende Schreibunterlage auf TFT-Basis ist realisiert, Rosen erscheinen unerwartet in Kellern, und Microoberflächen sind anscheinend beliebig formbar, so wie die Oberflächenspuren der schwarzrunden Relikte des schon fast vergangenen nicht mal Halbjahrzehnts, die oft nur noch wenig mit den Microrillen früherer Tonträger gemein haben, sich aber immer, mit wechselnder Deutlichkeit, sowohl für den Produzenten, als auch für den Rezipienten, auf jene beziehen.

Die ultimative Klammer um dieses Jahrzehnt bildet der grooverider rmx von Fools Gold (jive). Hier ist der nur leicht schlummernde IndiePopper für die Jahresanfangsfeier historisch optimiert. Erst scheinbar "nur" hochgepitched, schleichen sich dann die Bässe der letzten dnb-Jahre an und man wird langsam von den subtilen Drum- und Gitarrenloops eingesogen. Bei universal wird der Bogen etwas länger: induce (audio couture 030) justiert präzise mit neuem Beat theoretisierend zwar die Waage zwischen warmen und fröstelnden Digitalgeräuschen, war aber zu Logical-Progression-Zeiten mit groove therapie deutlich bedeutender (unlängst auch als rmx von Photek). Eben dieser verbirgt sich hinter einem P beim Track P vs P ( dies ist auch schon fast lautmalerisch: Peshay liefert die Akustikbasslinien und Streicherstöße, Photek den typischen, ausgewogen theoretischen Beat) des Peshay Albums Miles from Home (BLUE), das mit mit fast authentischen, Jazzkellerklängen, (nicht nur als Introsample) unterhält und mit Acid -Diven und -Technoidem, -jazzigem und anderem welschem Zeugs ziemlich überrascht. Aber auch der (Titel-) Track des letzten Jahres und des Planet V-Albums sind hier versammelt, und so entsteht ein etwas inhomogener Eindruck, als ob die Produkte der letzten zehn Jahre Peshay'schen Musikschaffens hier angehäufelt wurden. Wobei seine Verantwortung (-dienste) für die Wiederkehr des organischen Samples in den dnb der Postdarknessära oft genug unterstrichen wird. Bei z. B. Decoder hackt sich der unvermeidliche Zupfbass zwischen Frogs und Rücksturz zur Erde auf Hardleaders 39 in den nächsten Track und verzerrt theoretisch elektrisiert auf der flip die Mundwinkel. Die Standards von Ed Rush & optical: watermelon (virus 004) täuscht anfangs mit warmen Sounds um aber dann immer wuchtiger zu werden, der Hit sicknote drängelt sich im Mix mit Bläserimpulsen in den Aufmerksamkeitsbereich und knarzt dann linear vor sich hin, und bacteria (virus 005), das mit einem axtartigen Hornissenschwarm den Soundhorizont erweitert. Aquaskys Taurus (shadow132R) ist dagegen viel wärmer und, mit tanzendem Bass und um einige Ecken biegenden Analogbasssounds trotz linearem Schritt, ein Spaß. Noch entpannter, mit Bläsermelodie, ganz jazzig führt sich Do it fluid (audio couture 029) von KUDOS ein, und läßt dann das Blech um das 2stufige Raster ranken, lets swing. Der slabbasshit schlechthin ist dann ja noch ez-rollers science funktion (ashadow 19S) der schon fast zu ausgewogen Bass, Bläser und beiges Elektroklavier vereint. Die jazzclub vol. 4 (smokers inc.) wirkt zwar mit ihren Handtrommeln nicht unbeeinflußt, ist aber schon wieder etwas stetiger und auch klassisch kantiger. Underwolves gehen bei under your sky im origin unknown mix (blue) von diesem Sound aus, gestatten aber den sympathisch gedrehten Filterbässen mehr Raum und wirken durch aus-, über- und einleitende Sprachsamples fast episch. Noch kompatibler aber noch nicht zu weichgespült ist Let Go im Pressure Rise mix (aspect 004) mit etwas zu geradem Beat aber netten Bongogimmix (s.o.) der usual suspects vocal/ instrumental remix ist dagegen etwas beliebig dunkler geworden, der source direct rmx startet dagegen ganz mit Melodie und widmet sich erst danach der Verfeinerung des schrumpadagrumba und ist mit Gitarren-link link -Pausen und trickigerem Beat eh' der am solidesten augearbeitete Track dieser 2x12". Makoto lassen es auf der Looking Good 024 dann mit kunsthandwerklichen Streichorchesterklängen (auch gezupft) und dem typischen verklinkerten, aber dann doch eigentlich straighten Gerüst noch schmusiger werden. Auf Good Looking 034 dagegen theoretisiert Q-projekt auf radar mit der reduzierten Maulwurfsflöte und Propagandas Paranoimia Klinkling oder schleicht sich mittels space-link routiniert an. Und mit ebensolcher Routine schließe ich.

mailto: lr


texte aus dem fake-fanzine (1997 - 2000) _______onomatopoetismen


lr4.de